Der Weg aus der Obdachlosigkeit hat viele Gesichter

05.11.2022


Der Weg aus der Obdachlosigkeit hat viele Gesichter

"Unser erstes Ziel ist es, ein Lächeln auf die Gesichter zu zaubern"

Politik trifft gelebte Caritas: Dagmar Schmidl (rechts), sozialpolitische Sprecherin der CSU-Fraktion im Stadtrat, gemeinsam mit dem Team der Caritas auf dem Neupfarrplatz – von links nach rechts: Barbora Pokorny, Leiterin des TagNachtHalts in der Landshuter Straße (vorne), Brigitte Weißmann (hinten), Caritas-Direktor Michael Weißmann (Mitte), Marion Santl, Leiterin des Referates Ambulante Suchthilfe und Streetworker Ben Peter Fotos: Hans-Christian Wagner

Wohnungs- und Obdachlosigkeit hat viele Gesichter, allein in Regensburg rund 500 unterschiedliche Schicksale. Auch die Hilfe der Caritas für Menschen in dieser besonderen Lebenssituation spiegelt sich in verschiedenen, eng vernetzten Diensten wider, die tagtäglich das Ziel verfolgen, diesen Menschen einfach, schnell und vor allem nachhaltig zu helfen. Kurz vor Einbruch des Winters lud die Caritas die Medien zu einem Informationsgespräch auf dem Regensburger Neupfarrplatz ein, bei dem auch die so genannten "Iglous" vorgestellt wurden, mobile Unterkünfte, die das Überleben im Winter "auf der Straße" sichern können. Zugleich erfolgte ein Appell an die Politik, sich für die Bereitstellung geeigneten Wohnraumes einzusetzen.

"Es sind Menschen, die irgendwie durchs Raster gefallen sind", erzählt Caritas-Streetworker Ben Peter. In Regensburg leben rund 500 Menschen ohne Obdach, davon 100 auf der Straße und 300 bis 400 ohne richtigen Wohnsitz bei Bekannten oder Verwandten. "Sprich: Sie haben keine Wohnung, in die sie abends heimkehren können", ergänzt Harry Landauer, Sprecher des Diözesan-Caritasverbandes. Die Gründe für die Wohnungslosigkeit sind dabei vielfältig und oft eine Kombination aus mehreren Ursachen: eine schicksalshafte Erkrankung, die Trennung vom Lebenspartner oder der Lebenspartnerin, Streit mit der Familie, Drogen- oder Alkoholkonsum oder Probleme mit der Justiz. Ben Peter ist der Caritas-Mann, der am nächsten an diesen Menschen dran ist. Über Spenden – Lebensmittel, Getränke, Hygieneartikel oder Gutscheine – also Dinge des täglichen Lebens kommt er in engen Kontakt mit den Obdachlosen. "Unser Ziel ist es, ein Lächeln auf die Gesichter dieser Menschen zu zaubern", unterstreicht Ben Peter seine Motivation. Mit seinem Lastenfahrrad ist er seit 2006 auf Regensburgs Straßen unterwegs. Doch das Netzwerk der Caritas geht deutlich über diese notwendige "erste Hilfe" hinaus, wie Caritas-Direktor Michael Weißmann erläutert.

Ben Peter ist das Gesicht der Caritas auf Regensburgs Straßen, der in seinem Job als Streetworker Kontakt zu den Obdachlosen sucht
"Unser erstes Ziel ist es, ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen zu zaubern..."
Ben Peter, seit über 15 Jahren für die Caritas als Streetworker in Regensburg unterwegs

NOAH ist ein engmaschiges Netzwerk

Hinter Caritas-Direktor Michael Weißmann steht mit NOAH ein engmaschiges Netzwerk aus Einrichtungen, Diensten und Hilfsleistungen für Obdachlose in Regensburg

"Die Caritas engagiert sich in der Wohnungs und Obdachlosenhilfe fr die Sicherung der Grundversorgung", formuliert Michael Weißmann, Direktor des Caritas Diözesanverbandes Regensburg, das Selbstverstänis, das hinter dieser Hilfe steht. "Ziel ist die Wiedereingliederung der Betroffenen in besonderer Weise." Dabei bietet die Caritas intensive Unterstützung und Betreuung und arbeitet eng mit den Behörden zusammen. Zwei Dienste spielen dabei eine besondere Rolle: das von Brigitte Weißmann geleitete Referat Soziale Beratung, das seinen Sitz im neuen Beratungszentrum in der Bruderwöhrdstraße hat sowie das Referat für Ambulante Suchthilfe, dem Marion Santl vorsteht. Zu ihrem Team gehört Streetworker Ben Peter.

Unter dem Projektnamen NOAH sind verschiedene Hilfsangebote und -leistungen der Caritas für wohnungs- und obdachlose Menschen gebündelt. NOAH steht für ein Niederschwelliges, Orstsnahes Angebot für Menschen ohne festen Wohnsitz, die ebenfalls Anspruch auf Heimat haben. Das Programm beinhaltet das NOAH-Mobil die NOAH-Unterkunft in der Landshuter Straßeund das Kältetelefon, erreichbar ab Ende Oktober unter 0175 14 55 669. "Diese Telefonnummer lege ich Ihnen besonders ans Herz", so Direktor Weißmann. Die Rufnummer ist 24/7 erreichbar, beispielsweise wenn man einen hilfsbedürftigen Menschen sieht.

Zudem hat NOAH ein Caritasbüro in der Innenstadt in der Obermünsterstraße 12. Das NOAH-Mobil fährt Hotspots und häufig genutzte Aufenthaltsorte von Obdachlosen an. Die Unterkunft NOAH – dein TagNachtHalt – bietet Schlafplätze für obdachlose Menschen, zudem warmes Essen und Trinken.

Obdachlosigkeit und Bedürftigkeit gehen oft einher mit Suchtproblemen. Die Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme schließlich bietet Abhängigen und ihren Angehörigen Informationen, Beratung und eine ambulante Rehabilitation. Die Hilfe bezieht sich auf alle Formen der Sucht – von Alkohol über Drogen und Medikamente bis hin zum Glücksspiel.

Neu in Regensburg sind die so genannten "Kälte-Iglous", eine spezielle Notunterkunft, die für die Menschen bereitgestellt werden kann, die beispielsweise nicht im TagNachtHalt schlafen wollen, weil sie das ganze Jahr "draußen" sein wollen. "Das sind in Regensburg ca. zehn Personen", kennt Ben Peter seine Klienten sehr gut. Die Iglous sind eine Entwicklung aus Tschechien. 24 Stück der 130 Euro teuren, isolierten "Biwak-Schachteln" können schnell transportiert und zusammengebaut werden.

Brigitte Weißmann, Leiterin des Referates Soziale Beratung der Caritas (links), packte beim demonstrativen Aufbau der Kälte-Iglous kräftig mit an

Forderung an die Politik: Bereitstellung von Wohnraum

Die Caritas sieht bei der Obdachlosenhilfe die Politik nicht unergeblich gefordert, insbesondere bei der Bereitstellung von geeignetem Wohnraum. Schließlich müsse das Ziel, obdachlose Menschen wieder in "geordnete" Verhältnisse zu bringen gemeinsam verfolgt werden. Seit 2020 gibt es in Regensburg ein Steuerungsgremium dem die Caritas, die Bahnhofsmission, die Diakonie, die Streetworker und weitere Dienste angehören. "Jeder Obdachlose ist einer zuviel", sagt Dagmar Schiedl, Sozialpolitische Sprecherin der CSU-Fraktion im Stadtrat, der vor einem halben Jahr für das Regensburger Konzept der Wohnungslosenhilfe votiert hat. Ein Baustein ist dabei die dezentrale Unterbrinung, also Wohnraum zu finden, der einzelnen Personen, Gruppierungen oder Familien gerecht wird. Der Aufruf der Caritas dazu lautet: "Wer Wohnraum anbieten kann, kann echte Hilfe leisten."

AKTION : Caritas-Winterhilfe für Obdachlose – Bitte um Sachspenden

Wie kommen die Obdachlosen besser durch den Winter? Durch professionelle Hilfe, aber auch mit ganz einfachen Dingen des täglichen Lebens. Die Caritas hat die "Winterhilfe für Obdachlose" ins Leben gerufen und bittet um Sachspenden.

Gebraucht werden:

Warme Kleidung für Männer und Frauen

Unterwäsche

Schuhe

Hygieneartikel

Handtücher

Schlafsäcke in gutem Zustand

Die Sachspenden können in Regensburg an den folgenden Caritas-Standorten abgegeben werden:

Caritas Beratungszentrum St. Gabriel, Bruderwöhrdstraße 3
Mo, Di, Do, Fr: 9-12 Uhr
Mo bis Do: 13 - 16 Uhr
Caritasbüro Innenstadt, Obermünsterstraße 12
Mo-Fr, 9-12 Uhr

Auch im Caritas-Kleiderladen CarLa in der Brandlberger Straße 107 werden Sachspenden entgegengenommen. Saubere und gut erhaltene Kleidung sowie Schuhe können jeden ersten Dienstag im Monat von 9 bis 15 Uhr in haushaltsüblichen Mengen in einem Karton oder Wäschekorb in der Annahmestelle abgegeben werden

Weitere Informationen: 0941/7883206-100

Nach dem Pressetermin auf dem Neupfarrplatz bot das Referat Soziale Beratung Kartoffelsuppe – kostenlos und im Idealfall gegen Spende – an, um auf die Notwendigkeit einer warmen Mahlzeit hinzuweisen

Besuchen Sie uns auf unseren
Social Media Kanälen:

Caritasverband für
die Diözese Regensburg e.V.
Von-der-Tann-Straße 7
93047 Regensburg

T +49 941 502 10
F +49 941 502 11 25
info@caritas-regensburg.de
www.caritas-regensburg.de