Jubiläumsblog - Seite 365

Alle Jahre wieder… Alle Jahre wieder stehen wir am Silvestertag an einer Schwelle und halten inne. Hinter uns schließt sich die Tür des zu Ende gehenden Jahres: 12 Monate, 52 Wochen, 365 Tage, die uns vertraut sind. Vor uns öffnet sich die Tür zu einem neuen Jahr. Wieder sind es 12 Monate, 52 Wochen, 365 Tage. Diese aber sind uns unbekannt und liegen wie eine weite Landschaft vor uns, die es erst Schritt für Schritt zu erforschen gilt.

Beide Jahre gleichen einem dicken Buch mit jeweils 365 Seiten. Beim einen sind die Seiten eng beschrieben, der Einband vom täglichen Gebrauch schon ein wenig abgegriffen, manches Blatt eingeknickt und auf die ein oder andere Seite hat sich gar ein Tintenfleck verirrt… Das andere Buch dagegen ist noch frisch und unverbraucht; seine Seiten sind noch leer und unberührt und warten auf den ersten Eintrag.

Für den DiCV Regensburg war das zu Ende gehende Jahr ein besonderes Jahr, ein Jubiläumsjahr, geprägt von der Feier seines 100jährigen Bestehens. Darum halten wir heute nicht nur ein „Jahrbuch“ mit 365 Seiten in Händen; nein, es sind hundert solcher „Jahrbücher“ mit insgesamt 36.500 Seiten: Jede Seite dicht beschrieben; jede Seite ein eigenes Kapitel; jede Seite prall gefüllt mit Leben und Geschichten, mit Herausforderungen und Sorgen, mit Freude und Hoffnung.

Zahllose Handschriften sind es, die uns auf diesen 36.500 Seiten begegnen. Es sind die Handschriften der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DiCV, die seit seiner Gründung am 26. Juli 1922 durch ihr Engagement in den verschiedensten Einrichtungen der Caritas im wahrsten Sinn des Wortes Geschichte geschrieben haben. Ihre persönliche Handschrift hat Seite für Seite, Kapitel für Kapitel der hundert „Jahrbücher“ des DiCV unverwechselbar gemacht und ist daher von Bedeutung, wertvoll und unersetzlich. Wie das Engagement der Caritas in der Gegenwart konkret aussieht, hat dieser Jubiläumsblog Tag für Tag auf eindrucksvolle Weise gezeigt.

Als Vorsitzender des DiCV sage ich daher allen, die sich hinter den zahllosen Handschriften verbergen, ein herzliches DANKE!

Das Jubiläumsjahr geht zu Ende. Wir stehen an der Schwelle. Vor uns liegt ein neues Jahr. Was wird es bringen? Was gilt es zu tun? Was gibt Halt in zahllosen Krisen und Umbrüchen? Nicht wenige blicken angesichts der krisengeschüttelten Gegenwart mit Sorge in die Zukunft.

Vielleicht ist es das Gebot der Stunde, auf eine weitere Handschrift in den „Jahrbüchern“ des DiCV zu schauen, die auf den ersten flüchtigen Blick leicht übersehen werden kann. Auf diese besondere Handschrift stößt nur, wer bereit ist, genau hinzuschauen und zwischen den Zeilen zu lesen. Es ist die Handschrift dessen, der – wie es das Matthäusevangelium bezeugt – gesagt hat: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Jesu Wort und Handeln sind Leitmotiv, Voraussetzung und Fundament für alles caritative Tun, das im Motto des Jubiläumsjahres „Mitmenschlichkeit leben“ pointiert zusammengefasst war. Wenn wir uns von IHM die Feder führen lassen, dann können wir das noch leere „Jahrbuch“ 2023 voll Zuversicht aufschlagen und zu schreiben beginnen. Packen wir es gemeinsam an!

30.12.2022

Domkapitular Michael Dreßel