Der Hl. Stephan war für die Ärmsten ein Mann der Tat

26.12.2022


Der Hl. Stephan war für die Ärmsten ein Mann der Tat

Caritasdirektor Michael Weißmann zu den Wurzeln seines Diakonamtes

Die Verkündigung des Evangeliums zählt zu den wichtigsten Aufgaben des Diakons, selbst wenn der Bischof dem Gottesdienst vorsteht (Fotos: Hans-Christian Wagner)

"In unserem Regensburger Dom, in dem ich immer wieder den Dienst des Diakons übernehmen darf, gibt es eine liturgische Besonderheit: Nach der Verkündigung des Evangeliums übergibt der Diakon das Evangeliar an den Bischof und dieser segnet damit die Gemeinde, ehe das Buch vor den Altar gebracht wird. Dieser Gestus drückt aus: Jesus Christus ist bei den Menschen, in ihrer Mitte – in Wort und Sakrament.

Die Verkündigung des Evangeliums gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Diakons bei der hl. Messe, selbst wenn ein Bischof oder gar der Papst diesem Gottesdienst vorsteht. Es gehört zu den zentralen Riten der Diakonenweihe, dass der Bischof dem Kandidaten das Evangelienbuch mit den Worten überreicht: „Empfange das Evangelium Christi. Zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben, was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben.“ Daraus kann man schon entnehmen, dass die Verkündigung des Evangeliums allein, den Auftrag des Diakons nur sehr verkürzt darstellen würde. Der Diakon ist mehr als ein liturgischer Assistent. Als Diakon und Caritasdirektor ist mir das besonders bewusst geworden. Um es besser zu verstehen, möchte ich den Blick auf den Hl. Stephanus – den Tagesheiligen - lenken, der als Prototyp des Diakons gilt."

Der Hl. Stephanus in der einer historischen Darstellung – Am zweiten Weihnachtsfeiertag gedenken Christen dieses Heiligen (Bildquelle: Bistum Regensburg)
Caritasdirektor Michael Weißmann verkündet in seiner Funktion als Diakon das Evangelium im Dom St. Peter

"Stephanus war einer von sieben Diakonen. Er war in einer Gemeindeversammlung dazu gewählt worden, die gerechte Verteilung der Gaben gemeinsam mit sechs anderen Diakonen zu besorgen. Das, was heute die institutionalisierte Caritas macht. Die christliche Gemeinde schätzte ihn sehr. In der Apostelgeschichte hören wir, dass er voll Gnade und Kraft Wunder und große Zeichen unter dem Volk tat. Wir würden heute sagen, dass er sicher eine Autorität war. Er war in seiner Sorge für die Ärmsten ein Mann der Tat. Er verstand es aber auch als Mann des Wortes beeindruckend zu reden.

In den hellenistischen Synagogen, die Stephanus besuchte, dachte man an eine Veränderung des jüdischen Gottesdienstes. Mit Jesus war für Stephanus etwas vollkommen Neues angebrochen. Damit konnte er den damaligen jüdischen Tempeldienst ruhig in Frage stellen. Doch dies war ein heißer Konfliktherd. Stephanus scheute diesen Konflikt nicht. Er wurde angeklagt, durfte sich aber noch verteidigen. Diese flammende Rede ist uns in der Apostelgeschichte überliefert. Stephanus nützt auch diese Situation noch zur Predigt. In einer wunderschönen Rede stellt er sich selbst und seine Zeitgenossen in das ganze heilsgeschichtliche Handeln Gottes hinein. In beeindruckenden Worten legt er die Großtaten Gottes dar.

Wüssten wir nicht den Ausgang dieser Begebenheiten, so könnte man erwarten, dass die Ankläger beeindruckt von solch einer Predigt ihre Herzen öffneten. Zumindest hätten sie von ihrer Verurteilung absehen können und ihn weggehen lassen. Stattdessen hielten sie sich die Ohren zu und schrien. Sie konnten und wollten die Wahrheit nicht hören. Nicht nur das, sie überdeckten die Wahrheit noch mit ihrem eigenen hasserfüllten Geschrei.

Was Stephanus im Dienst für die Armen gelebt hat, das lebte er bis zu seiner letzten Minute. Voll der Kraft des Heiligen Geistes war er bereit sich einzusetzen, sich hinzugeben, sich auszuliefern. Nur wer diese Gottesnähe in sich spürt, mag imstande sein, den Himmel auch da noch offen zu sehen."

"Mitmenschlichkeit leben", das Motto des Jubiläumsjahres – das Pontifikalamt am 24. Juli war der Höhepunkt der Feierlichkeiten

Er war der erste Diakon der Urchristengemeinde von Jerusalem, der erste Caritas-Mann, zuständig für die Witwen, Waisen und Armen seiner Zeit. Einer der die Ränder im Blick hatte! Das hat sich die Kirche, das hat sich die Caritas zum Vorbild genommen. Und es gilt bis in unsere Zeit hinein.

Papst Franziskus formuliert sein Verständnis von Caritas genauso: Caritas – das sei in der Haltung Christi zu den Menschen am Rand zu gehen – nicht nur an die geografischen Ränder, sondern an die Grenzen menschlicher Existenz. Caritas ist Teil der Kirche, macht Kirche authentisch. Sie führt Jesu Auftrag fort. Denn wie Jesus sieht die Caritas ihre Aufgabe darin, den Menschen ohne Ansehen von Herkunft, Status oder Religion mit Liebe und Achtung zu begegnen. Überall.

In diesem Jahr hat die Caritas im Bistum Regensburg ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Sie hat sich dafür ein Motto gegeben, das sicher auch dem Hl. Stephanus entsprochen hätte:

Mitmenschlichkeit leben

Es ist zugleich das Motto von jedem von uns, es ist das, was unser Christsein ausmacht. Ich möchte Sie auch in Zukunft ermutigen und einladen, dieses Motto in ihrem Leben auszubuchstabieren!

Kleiner geographischer Exkurs, nachdem es in Regensburg keine Stephanskirche gibt: die wohl bekannteste, dem Tagesheiligen gewidmete Kirche ist der Stephansdom in Wien

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