Zum Angebot der katholischen Schwangerschaftsberatung zählt auch die sexuelle Bildungsarbeit. Myriam Mainz bietet deshalb Workshops für Migrantinnen an. Aber wie spricht man auf Tigrinisch über den weiblichen Zyklus?
Wenn Myriam Mainz über den weiblich Zyklus spricht, braucht es mehr als Worte. Sie hat eine Goldkette dabei – die Eizellen, „unsere Schätze“. Sie hat Filzblumen dabei – die stimulierenden Hormone, „das Erwachen“. Und sie hat Zitronendrops dabei, „sie symbolisieren das saure Milieu in unserem Körper“. Wenn Myriam Mainz Körperwissen vermittelt, hat sie vor sich auf dem Boden ein Schaubild des weiblichen Zyklus ausgebreitet. Und rundherum im Stuhlkreis sitzen Frauen aus Marokko, aus Tunesien, aus dem Irak, aus Syrien, Äthiopien oder Eritrea.
Myriam Mainz arbeitet als Beraterin bei der Caritas-Schwangerschaftsberatung in Regensburg. Zur Konzeption der katholischen Schwangerschaftsberatung zählen die Begleitung, die Beratung und die Unterstützung von Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft − sowie ein sexualpädagogisches Angebot. Manche Beratungsstellen bieten entsprechende Workshops an Schulen an. Die Regensburger Beratungsstelle hat ihren Schwerpunkt anders gelegt: auf sexuelle Bildungsarbeit unter Migrantinnen. Myriam Mainz bietet ihre Workshops unter anderem in Gemeinschaftsunterkünften an.
„Nur wenn ich über meinen Körper gut Bescheid weiß, kann ich ihn auch wertschätzen und schützen.“
In den Workshops mit rund zwölf Teilnehmerinnen geht es dann um Fragen der sexuellen Selbstbestimmung, der Gesundheit, der Vorsorge, der Verhütung sowie um Körperwissen. „Nur wenn ich über meinen Körper gut Bescheid weiß, kann ich ihn auch wertschätzen und schützen“, sagt Mainz. Es gehe um Sprachfähigkeit zu einem Tabuthema.
Doch gerade in der Sprache liegt eine große Herausforderung ihres Angebots. Manche Workshops hält die Beraterin auf Englisch. Für andere Sprachen hat sie Dolmetscherinnen dabei, beispielsweise für Arabisch oder Kurdisch, bald auch für Tigrinisch und Amharisch. Und wenn doch mal die Worte fehlen oder die passende Dolmetscherin eben nicht verfügbar ist, greift Myriam Mainz auf ihr Schaubild zurück: Die Eizellen als goldene Perlenkette (und damit Schätze des weiblichen Körpers) treffen offenbar einen universellen Ton.
In jedem Fall durchbricht Myriam Mainz das Schweigen, das mit dem Thema Sexualität meist einhergeht. Die Frauen in ihren Workshops erlebt sie als offen, interessiert und aufgeschlossen, „selten habe ich so viel gelacht“. Der geschützte Rahmen, „das Frauensetting“, schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre. Die Frauen würden häufig sichtlich stolz die Workshops verlassen. Der Blick auf und das Wissen über ihre eigenen Körper habe sich verändert. Ein Wunderwerk? Wahrlich.
Auf einen Blick: Sexualpädagogische Workshops der Caritas Regensburg
Die Schwangerschaftsberatungsstelle der Caritas Regensburg bietet im Bereich sexuelle Bildungsarbeit unter Migrantinnen bisher drei Workshops an (weitere sind geplant):
1. Frauengesundheit und -vorsorge: Was ist in Deutschland für Frauen an Vorsorge möglich? Ein informativer Workshop über das deutsche Gesundheitssystem mit Blick auf Frauengesundheit
2. Körperwissen und Familienplanung: Wie funktioniert der weibliche Zyklus? Was passiert da jeden Monat? Was kann ich machen, wenn ich Kinder haben will? Was, wenn ich keine haben will? Wie wirken verschiedene Verhütungsmittel?
3. Hilfesysteme für Frauen und Kinder in Deutschland: An wen kann ich mich wenden, wenn ich Hilfe brauche oder Fragen habe?
Ansprechpartnerin ist Myriam Mainz, Diplom-Sozialpädagogin und Schwangerschaftsberaterin bei der Caritas Regensburg, Beratungszentrum St. Gabriel, Bruderwöhrdstraße 3 in Regensburg.
Telefon: 0941/5021-530
E-Mail: m.mainz@caritas-schwangerschaftsberatung.de
Web: Schwangerschaft (caritas-regensburg.de)
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