Der 11. April 2020, Karsamstag, markiert den Startpunkt eines steinigen Aufstiegs zum Wendpunkt im Leben der damals 64-jährigen Martina K. (Name von der Redaktion geändert) aus einer Gemeinde in der nördlichen Oberpfalz. Elf Jahre lang hatten Alkoholsucht und Depression ihren ungewollten Zugang zu verschiedene Fachkliniken beschleunigt. Schwanger mit 16 hatte sie sich im doppelten Sinne ganz klar für ihr Kind entschieden, zwei Tage nach dem erfolgreichen Realschulabschluss entbunden und den heute 48-jährigen Sohn groß gezogen. Dass sie ihrem Mann zwei weitere Kinder – einen Sohn und eine Tochter – schenkte, Hausfrau, Mutter, „Krankenschwester, Schneiderin und Friseuse in einer Person“ war, änderte nichts an der Tatsache, dass 2011 ihre Ehe zerbrach. Neben einem emotionalen Chaos tat sich auch eine soziale Ungewissheit auf. Es begann, wie Martina K. selbst sagt, „eine längere Geschichte mit Alkohol. Ich habe gemerkt, dass meine Psyche am Ende war.“ Eine Erkenntnis blieb nach zahlreichen Klinikaufenthalten und Rückfällen: „Dass ich zuhause mit meinen Problemen immer wieder allein war.“
Am 11. April 2020 fasst Martina K. den Entschluss: „Ich will mit dem Trinken aufhören.“ Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – geht sie über Ostern „trocken“ noch einmal in die Klinik. Drei Tage später, am Dienstag, 14. April 2020, telefoniert sie zum ersten Mal mit Helmut Würzl, Sozialpädagoge und Suchttherapeut von der „Ambulanten Rehabilitation Sucht (ARS)“ der Fachambulanz Regensburg, dem es aus heutiger Sicht gelingt, Martina K. den wichtigsten und stärksten Menschen in ihrem Leben zu zeigen: sie selbst.
Das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden wächst, „weil Sie mir immer Mut gemacht haben“, so die Klientin zum Berater, der ihr den Zugang zu einer Ambulanten Rehabilitation professionell aufgezeigt hat. Regelmäßige Termine mit der Caritas auch unter nicht ganz einfachen Corona-Bedingungen, die Definition kleinerer, bewältigbarer Tagesziele und die Erkenntnis, dass ein vermeintlicher „Notfallplan“ ein gutes Muster, eine gute Struktur für jede Lebenssituation sein kann.
„Mut ist Angst, die gebetet hat“, sagt die gläubige Christin, die dank der – für alle konfessionsunabhängig zugängliche – zugänglichen Hilfe und dank ihres Glaubens etwas geschafft hat, was Keiner geglaubt hat. „Sie haben mir immer Mut gemacht“, auch wenn Martina K. telefonisch Kontakt mit Helmut Würzl Kontakt aufgenommen hat. Und dieser Mut basiert auf einem starken Netzwerk, das die Klientin zum Teil alleine und gemeinsam mit dem Therapeuten als einem festen Knotenpunkt aufgebaut. Das Bild des Netzes als Sinnbild für das soziale Umfeld hat im Gespräch immer wieder eine besondere Bedeutung und egalisiert die „Luftlöcher“, die Nachbarn, die auf den nächsten Fall gewartet haben oder die Teile der Familie, die ihr nie das Gefühl der Wertschätzung entgegengebracht haben. Das „Netz“, das sind unter anderem die beiden Söhne, die immer zu ihr gestanden sind, „Franz“, der ebenfalls „trockene Alkoholiker“, den sie in einer Therapie kennen gelernt hat und der auch immer einfach nur da ist, wenn man ihn braucht. Wichtige Knotenpunkte markieren die Ambulante Rehabilitation Sucht , das dortige Team und eben Helmut Würzl.
Um das erklärte Ziel der ARS, „das Erreichen und Aufrechterhalten einer dauerhaften Abstinenz und die Besserung begleitender körperlicher und psychischer Beschwerden“ zu untermauern, hat der erfahrene Sozialpädagoge ein für Martina K. ein gutes Beispiel an der Hand. Nachdem sie aufgrund Ihrer ursprünglichen Alkoholsucht den Führerschein verloren hatte und zur Wiedererlangung das Procedere der MPU (Medizinisch-psychologische Untersuchung) absolvieren musste, hat er seine nachhaltige Sicht wie folgt formuliert: „Ziel ist es nicht, den Führerschein wieder zu bekommen, sondern ihn zu behalten.“ „Alleine geht es eben nicht“, bekräftigt Martina K. den seit 2020 erfolgreich gemeinsam bewältigten Weg.
Die Ambulante Rehabilitation Sucht (ARS)
Die Fachambulanz Regensburg bietet seit 1994 Ambulante Rehabilitation und Nachsorge für Abhängigkeitskranke an. Die Behandlung erfolgt auf der Grundlage der "Vereinbarung Abhängigkeitserkrankungen" mit Rentenversicherungsträgern und Krankenkassen.
Die ARS ist geeignet für Personen
· mit substanzbezogenen Störungen,
· die in einem stabilen sozialen und beruflichen Umfeld leben,
· die Motivation und Bereitschaft für ein abstinentes Leben zeigen und
· die bereits in der Vergangenheit Abstinenzphasen über mehrere Wochen einhalten konnten.
Ziel der Behandlung ist das Erreichen und Aufrechterhalten einer dauerhaften Abstinenz und die Besserung begleitender körperlicher und psychischer Beschwerden. Weitere Therapieziele werden individuell vereinbart.
Die Behandlung erstreckt sich (unter normalen Bedingungen ohne Corona) über ein Jahr.
Schwerpunkt der Rehabilitation ist eine wöchentliche Gruppe mit integrativem Therapieansatz. Begleitend finden alle zwei Wochen Einzelgespräche statt. Oftmals ist es hilfreich sein, auch Angehörige mit in den Therapieprozess einzubeziehen.
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