Auf ein Bonbon mit Dr. Gerhardinger

04.04.2022


Auf ein Bonbon mit Dr. Gerhardinger

Dr. Stefan Gerhardinger, Leiter der Stabsstelle betriebliches Gesundheitsmanagement und Erfinder der Minutenpsychologie

Wann haben Sie zum letzten Mal etwas zum ersten Mal getan? Wie treffen Sie Entscheidungen? Und wie reagieren Sie schlagfertig auf die süffisante Bemerkung eines Kollegen? 

Diese und andere Fragen stellt Dr. Stefan Gerhardinger, Psychologe und Leiter des betrieblichen Gesundheitsmanagements bei der Caritas, in seinem Format Minutenpsychologie. Darin verpackt er einmal wöchentlich psychologisches Wissen zu alltäglichen Phänomenen und verschickt den Text an die Mitarbeitenden der Caritas – eine E-Mail mit Energieschubgarantie. Die Lesezeit beträgt immer 60 Sekunden; der Inhalt ist stets anders, aber immer psychologisch. Dr. Gerhardinger sagt: „Die Minutenpsychologie ist ein psychologisches Bonbon!“ 

Mal ist die Minutenpsychologie überraschend, mal frech, mal verstörend. Sie soll Menschen ins Gespräch bringen, Hemmschwellen abbauen, Vertrauen schaffen. Die Leserinnen und Leser erhalten neue Perspektiven und erfrischende Antworten auf zeitlose Fragen. Sie kommen für eine Minute „raus aus der Automatik-Umlaufbahn“. 

Das Bonbon für die Psyche kommt an. „Die Texte und Gedanken sind genial“, meldete kürzlich ein Kollege zurück. Und Dr. Gerhardinger selbst profitiert ebenso. „Ich komme mit vielen ins Gespräch, mit denen ich ansonsten kaum oder nie Kontakt hätte. Die Minutenpsychologie überwindet Positionen, Hierarchien und Zuständigkeiten.“ 

Das Erfolgsformat feiert in dieser Woche ersten Geburtstag. Wir gratulieren – und veröffentlichen hier unsere Top drei aus einem Jahr Minutenpsychologie:

Minutenpsychologie 04: Darf ich oder darf ich nicht?

Wussten Sie eigentlich …
… dass Friedrich Nietzsche zwischen einer Freiheit von und einer Freiheit zu unterschied? Letztere sei die höherwertige.

Darf ich oder darf ich nicht?

Freiheit beschreibt die Möglichkeit und Fähigkeit eines Menschen, eigene Entscheidungen ohne Druck oder Zwang durch andere Personen oder äußere Umstände treffen zu können. Freiheit braucht einen Rahmen und funktioniert ohne Grenzen nicht. Die Welt ist reglementiert und das sorgt für die nötige Ordnung. Es gibt Zäune, Abstandsmarkierungen, Verbotsschilder, Vorschriften und moralische Grundsätze. Das lässt aber noch genügend Raum für individuelle Gestaltungsfreiheit. Leider bleibt davon viel zu viel ungenutzt. Skrupel, Hemmungen, Enthaltsamkeit in vorauseilendem Gehorsam und manchmal auch Angst vor der Freiheitsverantwortung sind oft nicht bemerkbare Verhinderer. Ein strenges Über-Ich gewährt Freiheit sowieso nur scheibchenweise. Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal irgendetwas zum ersten Mal getan? Genehmigen Sie sich doch öfter mal die Freiheit zu Neuem und nicht nur die Freiheit von mancherlei Problem oder Mühsal.

Key takeaway: Erlaubnis kann erteilt werden oder steht uns einfach zur Verfügung. Wir sollten sie uns aber auch nehmen, wenn sie uns zusteht. Sonst bleibt Freiheit eine rein theoretische Möglichkeit. Nutzen Sie im Zweifelsfall auch beiliegenden Erlaubnisschein.

Wenn Sie mehr darüber und über sich erfahren wollen, fragen Sie nach unseren Angeboten zum Thema Selbstmanagement.

Ihr
Dr. Stefan Gerhardinger

Minutenpsychologie 22: Ich und mein inneres Team

Wussten Sie eigentlich …
… dass sich in uns still und heimlich stets ein inneres Team zur Beratung und Verhandlung formiert, wenn wir vor einer zu treffenden Entscheidung stehen?

Ich und mein inneres Team
Das innere Team kann ganz unterschiedliche Mitwirkende haben, je nach Lebensphase, Entscheidungsthema oder zuletzt gemachter Erfahrung. Typische Rollen sind dabei etwa Realist, Gutmensch, Kritiker, Leidender, Bedenkenträger, Selbstfürsorglicher, Träumer, Geizkragen, Harmoniebedürftiger, Draufgänger, Prokrastinierer, Konservativer, Moralapostel, Nonkonformist, Faulpelz, Prinzipienreiter, Leistungsträger und noch viele mehr. Alle Ausprägungen können in verschiedenen Nuancen und auch als Gegensatzpaare vorkommen. Stellen Sie sich vor, es liegt ein überaus anstrengender Arbeitstag hinter Ihnen und da kommt Ihnen die Idee, inspiriert durch das Vorbeifahren an einer Pizzeria, dass Sie sich heute beim Italiener ein Glas Wein und eine Pizza gönnen sollten. Unweigerlich konstituiert sich Ihr inneres Team. Schon bald könnte Ihre innere Stimme Sätze sagen wie etwa: „Man gönnt sich ja sonst nichts!“, „Du wirst immer dicker!“ „Ich habe heute einfach Bock auf Pizza!“ „Was das wieder kostet!“ „Vielleicht treffe ich ja wieder mal neue Leute!“ „Ich müsste heute noch bügeln!“ Kennen Sie das? Wie kompetent, erwachsen oder kindlich bedürftig oder hilflos agiert Ihr inneres Team? Welche Fraktionen gibt es, wer ist Teamsprecher und Meinungsführer? Wer fehlt in Ihrem Team oder hat dort nichts zu sagen? Wie oft kommen Sie zu für Sie richtigen Entscheidungen?

Key takeaway: Machen Sie sich eine Skizze Ihres inneren Teams und identifizieren Sie hilfreiche, brauchbare und gefährliche Teamplayer. Nehmen Sie die Verantwortung als Kapitän Ihres Lebensschiffes wahr. Das interne Parlament sollte mehr als ein Zufallsgenerator oder aufgescheuchter Hühnerhaufen sein. Entscheidungen sollte nicht zu oft alleine der Autopilot treffen.

Wenn Sie mehr zu diesem Thema und über sich selbst erfahren wollen, nutzen Sie die persönlichkeitsbildenden caritasGROW-Angebote.

Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger

Minutenpsychologie 33: Schlagfertigkeit

Wussten Sie eigentlich …
… dass verbale Angriffe wie z.B. süffisante Bemerkungen eine Stressreaktion auslösen. Dadurch wird die Muskulatur angespannt, Blutdruck, Atemfrequenz und Schweißabsonderung erhöht, Gehirnaktivität aber reduziert. Bei Angriffen müssen wir schnell flüchten oder zuschlagen. Denken ist da eher hinderlich. Man verliert die Fähigkeit, rational, originell und kreativ zu sein – und so bleiben einem die Worte gewissermaßen im Hals stecken.

Schlagfertigkeit
Schlagfertigkeit ist die Kunst, in einer unangenehmen Situation spontan und wendig zu kontern. Es handelt sich um die Fähigkeit, schnell eine witzige und clevere Antwort zu finden. Oft aber fällt uns die gewünschte Antwort erst Stunden später ein und wir bedauern vorwurfsvoll, wieder mal wie ein begossener Pudel dagestanden zu haben. Der Konter lebt von der Unmittelbarkeit, von der Überraschung und davon, den Aggressor an seiner empfindlichen Stelle zu treffen. Dafür eignet es sich, den Gegner mit den eigenen Waffen zu schlagen. „Wenn Sie mein Mann wären, würde ich Ihnen Gift in den Tee schütten“, wurde der englische Premier Churchill von Lady Astor attackiert. Er konterte: „Wenn Sie meine Frau wären, würde ich ihn auch trinken.“ Sollte Sie jemand anblaffen: „Sie haben ja schon wieder zugenommen, oder?“ Könnten Sie antworten: „Ja, das schlägt dem Fass den Zacken ins Gesicht.“ Oder wenn ein spitzfindiger Spaßvogel zu erkennen glaubt: „Ihr Mobiltelefon ist ja museumsreif.“ Könnten Sie entgegnen: „Dafür tropft es nicht.“

Key takeaway: Eine Verbesserung der Schlagfertigkeit kann man lernen. Genehmigen Sie sich etwas Zeit, eine Antwort muss nicht nach Millisekunden kommen. Aktivieren Sie ihren Aufprallschutz. Und vor allem: Erlauben Sie sich Unberechenbarkeit und Extravaganz. Ihre Antwort muss nicht zum Angriff passen.

Wenn Sie mehr zu diesem Thema und über sich selbst erfahren wollen, nutzen Sie die persönlichkeitsbildenden caritasGROW-Angebote, insbesondere den Workshop zur Gesprächsführung.

Ihr

Dr. Stefan Gerhardinger

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