Wieso ist es rot, rechteckig und nicht rund? Das feuerrote Flammenkreuz wirkt nur auf den ersten Blick unscheinbar. Bei näherem Hinsehen verkündet es selbstbewusst sein Programm. Und das mit Erfolg: Mehr als 90 Prozent der Menschen in Deutschland kennen das Logo der Caritas.
"Ein Rechteck mit abgerundeten Ecken. Die weichen Ecken deuten an: Menschen sind verletzbar, Menschsein lässt sich nicht so einfach in eine Schublade packen."
Heribert Schlensok war über viele Jahre Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim Caritasverband Hildesheim. In einem Textbeitrag aus dem Jahr 2012 hat er sich mit dem Symbol der Caritas befasst: dem Flammenkreuz - das in seiner Gestaltung so ist, wie es sein muss. Fast könnte man sagen, es kann gar nicht anders sein.
Mit freundlicher Genehmigung des Autors dürfen wir den Text anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Caritas" hier veröffentlichen.
"Rot – „Farbe der Liebe“ nennt sie der Volksmund. Für Gläubige symbolisiert Rot zugleich die Kraft des Heiligen Geistes und die Überwindung von Angst und Sprachbarrieren. Mehr noch: Ob Feuerwehr, Ferrari-Rennautos oder Caritas-Krankenpflege im Einsatz, Rot steht für Schnelligkeit. Es signalisiert Leidenschaft und Temperament – Eigenschaften, die unserem Engagement für die Schwächsten zustehen.
Ampelsignal und Stopschild zeigen: Rot hat Signalwirkung, es lässt sich nicht übersehen. So gerät das Caritas-Engagement unmöglich in Vergessenheit.
Wir können noch weiter gehen: Purpur-Rot war im Mittelalter die Farbe der Könige. Die Caritas verleiht das Purpur den Ärmsten, den Bedürftigen.
Dann die Form: Ein Rechteck mit abgerundeten Ecken. Die weichen Ecken deuten an: Menschen sind verletzbar, Menschsein lässt sich nicht so einfach in eine Schublade packen. Auch hat die Caritas nicht auf alles und jedes eine Antwort – das wäre eben scharfkantig, rechtwinklig, exakt.
Das Rechteck steht aufrecht, als Hochformat. Das drückt Optimismus aus. Ein Rechteck ist spannend. Spannender als das Quadrat – für Caritas-Zwecke weniger geeignet, weil eher langweilig –, und spannender als der Kreis – ebenfalls zu glatt, zu wenig aneckend.
Das Kreuz und die 12 Flammen im Rechteck sind symmetrisch angeordnet. Das verleiht dem Zeichen Ruhe und Kraft.
Der i-Punkt des Wortes Caritas steht genau auf der Mitte unter dem Kreuz. Die Mittelachse, die optische Mitte eines Logos, ist etwas Besonderes. Zugegeben, neben grafischer Kunst gehört Glück dazu. Doch der kleine i-Punkt trägt wesentlich zur Symmetrie des Ganzen bei. Unauffällig wie eine stille, aber effektiv arbeitende Kollegin – oder viel ehrenamtliches Engagement. Jeder braucht solche kostbaren Kolleginnen und Kollegen, Helferinnen und Helfer.
"12 ist die Zahl der Vollendung. Wir sollten sie aber auch als Ansporn zur Ausdauer, als Appell an unsere Hartnäckigkeit im Einsatz für Bedürftige interpretieren."
Das Kreuz ist zeitlos. Mehr noch: Es ist das älteste Symbol der Welt und 100 Prozent international. Die 12 Flammen dahinter sind kein Zufall. 12 ist die Zahl der Vollendung. Wir sollten sie aber auch als Ansporn zur Ausdauer, als Appell an unsere Hartnäckigkeit im Einsatz für Bedürftige interpretieren.
Zum Vergleich: Manche grafische Modernität, eine geschwungene Linie hier, ein kecker Bogen dort, wie ihn junge Unternehmen und dynamische Bankinstitute im Firmenzeichen führen, erscheint morgen schon wieder von gestern.
Auffällig ist das kleine „c“. Tatsächlich: Das Wort „caritas“ wird in der Wort-Bild-Marke kleingeschrieben. Das signalisiert: Die Caritas als Institution nimmt sich nicht so wichtig. Das heißt auch: Verwaltung und Organisation wollen so effizient wie möglich arbeiten.
Schreiben wir die Worte Orts-, Kreis- oder Diözesan-Caritasverband auch klein?
Ein selbstbewusstes, aussagekräftiges Logo. Das „Markenzeichen der Nächstenliebe“ ist still und beredt zugleich angelegt. Gute Logos sagen mehr als 1000 Worte – das Caritas-Logo ganz sicher. Dieses Logo ist es wert, Symbol genannt zu werden."
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