"Deine Art hat mit uns etwas gemacht"

"Ich verlasse die Familie Kreuzbund nicht"

Der Kreuzbund ist eine anerkannte Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige – ein Fachverband des Deutschen Caritasverbandes und ein Mitgliedsverband der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Soviel zur Theorie. Der Kreuzbund im Diözesanverband (DV) Regensburg wurde und wird geprägt von Menschen wie Hermann Zeise, langjähriger Geschäftsführer Finanzen. Mit 83 Jahren verlässt der gelernte Bundesbahn-Beamte den Tagesexpress, aber nicht den Bahnhof. In einer Feierstunde wurde die stete Triebfeder verabschiedet. "Deine Art hat mit uns etwas gemacht", lobte Marion Santl, Leitung der Fachambulanz für Suchtberatung und Referatsleitung Ambulante Suchthilfe und Sozialpsychiatrie des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg e.V..

Sein erstes Büro sei mit alten Wohnzimmermöbeln eingerichtet gewesen, erzählt Hermann Zeise. Mittlerweile habe er das sechste Büro in seiner Kreuzbund-Laufbahn bezogen. "Du hinterlässt eine Lücke", sagen die Kolleginnen und Kollegen. Seine Urenkel werden die frei werdende Zeit sicherlich gerne annehmen. Der Leiter des Referates Personal Stefan Schmidberger hat in Vertretung des Caritasdirektors etwas Besonderes zum Abschied mitgebracht: eine Bronze der Heiligen Elisabeth, die als Leitfigur der Caritas verehrt wird.

"So wie der redet, den kannst du nicht anlügen, dem kannst du nichts verheimlichen." – Das ist der Ruf, der Hermann Zeise vorauseilte und nachhallt. Mit Marion Santl, die vor 17 Jahren einen Freund in der personifizierten Kreuzbund-Tragachse gefunden hat, verbindet ihn ein besonderes professionelles Band. Als Abschiedsgeschenk hatte sie für ihn besondere Blumen ausgesucht, einen Eukalyptus-Kranz als Zeichen der erworbenen Verdienste, eine Distel für die "stechende" direkte, unabhängige und transparente Art, Margeriten für die Natürlichlichkeit und Glockenblumen für das harmonische Miteinander. Auch wenn DV-Vorsitzender Eugene O´Neill bei der Verabschiedung sagt "Ich werde seinen Platz einnehmen", schwingt im vorhergehenden Satz "Du wirst uns immer mit Rat und Tat unterstützen" die Hoffnung mit, dass Hermann Zeise immer wieder zu seinem Schreibtisch, vor allem aber zu "seinen" Menschen vom Kreuzbund in der Suchtambulanz in der Hemauer Straße zurückkehren wird. Oder wie es Hermann Zeise selbst formuliert: "Ich verlasse die Familie Kreuzbund nicht."

Geschichte des Kreuzbund DV Regensburg

Der Kreuzbund Diözesanverband (DV) Regenburg feierte im Jahre 2013 sein 60-jähriges Bestehen. Seit 1953 bietet er Suchtkranken und ihren Angehörigen Hilfe und Unterstützung zur Bewältigung von Problemen und Herausforderungen rund um das Thema Sucht. Im Diözesanverband Regensburg gab es mit Stand 2015 53 Kreuzbundgruppen mit ca. 400 Kreuzbund-Mitgliedern und 200 Gruppenmitgliedern. Die ersten Anfänge der katholischen Nüchternheitsbewegung in Bayern gehen auf den Katholikentag 1904 in Regensburg zurück. Der Benefiziat Koch und der Arzt Dr. Weigl gründeten am 18. Oktober 1904 in München die erste Kreuzbundgruppe in Bayern. Dies war zunächst nur ein "Mäßigkeitsverein", ab 1908 jedoch ein abstinenter Verein. Von München aus breitete sich das Kreuzbündnis in ganz Bayern aus. In Regensburg muß die erste Gruppe um das Jahr 1910 entstanden sein. Eine Kreuzbundstatistik aus dem Jahr 1912 spricht von 25 Mitgliedern.