Der Atem der Caritas

05.06.2022


Der Atem der Caritas

Die Kuppel des römischen Pantheon ist weltberühmt. Den Rundbau mit einem Durchmesser von über 43 Metern krönt eine ebenso hohe Kuppel mit einer neun Meter großem Öffnung: ein Tor zum Himmel. Am Pfingstsonntag ist das Pantheon seit einigen Jahren Schauplatz eines Spektakels: Vom Scheitel der Kuppel regnet es Rosenblüten auf die versammelte Gemeinde.

Die Rosenblätter oder auch der Brauch, an Pfingsten Blütenblätter zu streuen, sollen an das Bild aus der Apostelgeschichte erinnern: "1 Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. 2 Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. 4 Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab." (Apg 2,1-4).

Warum Feuerzungen als Bild für den Heiligen Geist? Der Benediktiner Pater Anselm Grün sieht im Feuer ein Symbol für die Lebendigkeit: "Wenn wir von einem Menschen sagen, in ihm brenne ein Feuer, so meinen wir, er sei lebendig, voller Kraft, seine Augen funkeln. Da geht etwas von ihm aus: Leben, Liebe, Freude." (Anselm Grün, Michael Repen, Heilendes Kirchenjahr).

Pfingsten, so Anselm Grün, ist das Fest dieser Lebendigkeit und diese besteht auch darin, Kraft zu spüren, lieben zu können. Die Sehnsucht danach ist immer da.

Die Frage nach dem inneren "Feuer", der Motivation und Zielen beschäftigt die Menschen im Caritasverband im Jubiläumsjahr in besonderer Weise.

Die Taube als Symbol für den Frieden ist in der Kapelle der Heilig-Geist-Kirche in der Isarstraße sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt Foto: Hans-Christian Wagner

Der Atem der Caritas

Was macht die Arbeit der Caritas aus? Was ist ihr Spirit? Das fragen wir zu Pfingsten, dem Fest des Heiligen Geistes.

Was ist unsere Aufgabe in dieser Welt? Diese Frage begleitet uns im Leitbildprozess der Caritas Regensburg und fällt bewusst ins Jubiläumsjahr „100 Jahre Caritas“. In Workshops gehen die Mitarbeitenden auf die Suche nach „Sinn“ und „Purpose“ ihrer Arbeit. Christina Engl, Referatsleiterin Soziales Profil der Kirche, leitet diesen Leitbildprozess. Sie sagt: „Schon die ersten Erkenntnisse sind eine große Bereicherung.“

Ideensammlung und Austausch beim Leitbild-Workshop in Amberg

Die Workshops haben das Ziel, das bestehende Leitbild zu aktualisieren. „Aber das ist nicht alles“, sagt Engl. „Der Prozess ist partizipativ gestaltet, mit vielen kurzen Treffen, zu denen früher oder später die allermeisten Mitarbeitenden des DiCV eingeladen sind. Getreu der Maxime ‚Der Weg ist das Ziel‘ ist schon der Weg dahin eine große Bereicherung.“

„In welcher Situation hast Du deutlich erlebt, dass Deine Arbeit Sinn macht?“ so lautet eine der Fragen, die sich die Teilnehmenden in den Workshops stellen. Weitere Impulse sind zum Beispiel:

„Welchen Sinn macht unsere Arbeit für unsere Klient(inn)en?“

„Was tun wir für unsere Gesellschaft?“

„Was ist unsere Aufgabe in dieser Welt?“

Oder: „Was soll entstehen?“

Die Antworten auf diese Fragen sind bunt und vielfältig, manchmal bescheiden und unaufgeregt: „Die Caritas ist immer da“ oder „Wir geben Nähe“. Zuweilen beherzter: „Wir kämpfen für Gerechtigkeit“. Und manche antworten aus unserem Glauben: „Wir leben Gottes Liebe“, „Wir sind Zeichen der Barmherzigkeit Jesu“. Was diese Aussagen eint, erklärt Engl: „All dies führt uns auf die Spur nach dem, was wir den ‚Sinn‘ unserer Arbeit nennen könnten, oder auch die ‚Mission‘, die ‚Aufgabe‘, die ‚Bestimmung‘ oder das ‚Warum‘ der Caritas.“

Warum ist das „Warum“ so wichtig? Warum geben wir im Leitbildprozess der Suche nach dem „Warum“ der Caritas so großen Raum und nicht dem „Was“ oder dem „Wie“? Engl: „Unser ‚Warum‘ macht etwas mit uns. Studien zeigen: Menschen, die in Kontakt mit ihren Werten sind, reagieren in stressigen Situationen ruhiger.  Berufstätige, die ihre Aufgabe als Berufung sehen und dabei den Fokus auf gesellschaftlich sinnvolles Engagement legen, berichten von größerer Arbeits- und Lebenszufriedenheit und übernehmen mehr Verantwortung.“

Das Schöne an der Arbeit bei der Caritas ist ja, dass wir dies alles nicht neu entwickeln müssen, Christina Engl: „Unseren Auftrag bekommen wir vererbt, geschenkt, überliefert, geoffenbart vom Gott der Liebe, der uns zur Liebe ruft und zur Mitarbeit an der verheißenen neuen Schöpfung."

"Der Weg ist das Ziel" – Die Arbeit der Caritas macht in vielerlei Hinsicht Sinn, sie ist nicht nur Aufgabe, sondern oft auch Mission – und immer gelebte Nächstenliebe...

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