Der Himmel kann warten

14.05.2022


Der Himmel kann warten

Marie-Anne Huber lebt im Caritas Alten- und Pflegeheim Maria Rast in Altmannstein und feiert am 29. Mai ihren 100. Geburtstag. Was ist das Geheimnis ihres Alterns?

Geboren am 29. Mai 1922: Marie-Anne Huber. Foto: Schophoff

Viel geschlafen hat sie. Wann immer möglich mittags 20 Minuten. Und fettig gegessen hat sie. Auf jedes Gemüse ein bisschen Speckbutter. Vielleicht, sagt sie, war es das, was ihr ein so langes Leben beschert hat: der Mittagsschlaf und die Speckbutter.

Marie-Anne Huber lebt im Caritas Alten- und Pflegeheim Maria Rast in Altmannstein und feiert am Sonntag, den 29. Mai, ihren 100. Geburtstag. Nach zwei Jahren Corona-Beschränkungen gibt es nun endlich wieder ein Fest, in einer Gaststätte nahe des Altenheimes, mit Sektempfang und Mittagessen. Mehr als 100 Gäste werden kommen. Und eigentlich ist es der 170. Geburtstag. Denn sie feiert gemeinsam mit ihrer Tochter Angelika Menig, die kürzlich 70 geworden ist. So viel Gesellschaft hatten sie lange nicht. Sogar die Verwandtschaft aus Norddeutschland kommt.

Marie-Anne Huber ist am 29. Mai 1922 in Junkersrott in Ostfriesland geboren. Wer ihr heute, 802 Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt, gegenübersitzt, blickt in hellwache Augen. Auf die Frage nach ihrem Wunsch zum 100. Geburtstag sagt sie: „Ein bisschen leben möchte ich schon noch!“ Der Himmel kann warten.

Feiern 170. Geburtstag: Marie-Anne Huber wird am 29. Mai 2022 hundert Jahre alt, ihre Tochter Angelika Menig ist in diesem Jahr 70 geworden. Foto: Schophoff
„Ein bisschen leben möchte ich schon noch!“
Marie-Anne Huber auf die Frage nach ihrem Wunsch zum 100. Geburtstag

Dabei ist sie dem Tod in ihrem Leben bereits mehrmals begegnet: Drei ihrer vier Kinder hat sie überlebt. Ihre erste Tochter starb bereits im Alter von eineinhalb Jahren an Diphterie, ein Sohn starb mit 38 Jahren bei einem Lawinenunfall, der andere im Alter von 61 Jahren an Leukämie. Man will nicht nachbohren, während sie das erzählt. Nur das: Was hat sie am Leben gehalten? „Es muss eine besondere Gabe sein“, sagt die Tochter; das einzige Kind, das noch lebt.

Von der Nordseeküste bis nach Oberbayern hat Marie-Anne Huber ihr Lebensweg gebracht. Als sie vor fünf Jahren zuletzt in der Heimat war, regnete und stürmte es, der Nordseewind blies ihr durch die Haare, sie saß im Rollstuhl und blickte aufs Meer und musste vor Glück laut lachen. „Ich würde mein Leben genauso wieder leben“, sagt sie. In den Moortiefs lernte sie das Schwimmen, in den Wellen der Nordsee ließ sie sich viele Morgenstunden ihres Lebens treiben, „kurierte dort alle Wehwechen aus“. Vielleicht hat ihr auch dies ein langes Leben geschenkt: die Nähe zum Meer.

Marie-Anne Huber stammt aus einer stolzen Familie. Der Vater Schachtmeister am Bau, die Mutter Schneiderin, lebte die Familie auf einem Selbstversorgerhof in der Stadt Norden nahe der Küste. Nicht einmal zu Kriegszeiten mussten die neun Kinder hungern. „Manchmal versorgten wir die ganze Nachbarschaft.“ Nach der Schule lernte sie den Beruf der Metzgereifachverkäuferin und war während des Krieges drei Jahre auf der Insel Juist stationiert, um die Inselbewohner und die dortigen Soldaten zu verpflegen.

Als junge Frau war Marie-Anne Huber „bildhübsch, ein flotter Feger“, erzählt die Tochter. Bei der Essensausgabe für Soldaten traf sie 1944 auf Juist ihren späteren Ehemann. „Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Noch am selben Abend trafen er und sie sich zufällig wieder, sie gingen ins Kino, vor dem Eingang rannten sie beinahe ineinander – wenige Monate später heirateten sie. Im Jahr 1945 flüchtete der Ehemann mit einer Nierenstreifwunde quer durch Europa: von der Front in Osteuropa zu seiner Frau in Ostfriesland.

Als der Krieg bald darauf endete, zog das Paar in die Heimat des Mannes nach Altmannstein. In Riedenburg betrieben die beiden eine Gaststätte, im Sommer kam es vor, dass Marie-Anne Huber allein für 200 Gäste kochte. Das Ehepaar bekam nach dem Tod der ersten Tochter noch drei weitere Kinder. Und die Kinder gründeten irgendwann ihre eigenen Familien. Marie-Anne Huber ist zehnfache Oma und achtfache Uroma. Da verrät die Hundertjährige ein weiteres Geheimnis ihres Alterns: „Man muss lieben können!“

Marie-Anne Huber als junge Frau. Foto: privat
Der Vater diente in der Leibgarde Kaiser Wilhelms. Foto: privat

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