Erst Corona, nun steigende Energie- und Lebensmittelpreise: Das trifft vor allem Menschen hart, die bereits an oder unter der Armutsgrenze leben. Was tut die Caritas? Fünf Fragen an Brigitte Weißmann, Leiterin des Referats Soziale Beratung.
Wie viele Klientinnen und Klienten wenden sich jährlich an die Soziale Beratung in Regensburg?
Wir erreichen mit unserer Sozialen Beratung in Regensburg jährlich rund 2.000 Menschen. Knapp die Hälfte davon sucht Rat bei der Allgemeinen Sozialberatung. Da geht es beispielsweise um die Beratung zur Grundsicherung oder um Bezüge wie Arbeitslosengeld sowie um die Hilfe im Umgang mit Ämtern. Rund 500 Klienten und Klientinnen im Jahr suchen die Caritas-Schuldnerberatung in Regensburg auf. Die Caritas hat im Bistum Regensburg zehn Allgemeine Sozialberatungsstellen und sieben Schuldnerberatungsstellen. Damit erreichen wir insgesamt natürlich noch deutlich mehr Menschen.
Ist die Nachfrage zuletzt gestiegen?
Ja. In den vergangenen zwölf Monaten ist die Zahl der Ratsuchenden stark gestiegen. Hauptsächlich wird die Beratungsstelle von Familien mit geringem Einkommen und Migrantinnen und Migranten aufgesucht. Aber auch Paare oder alleinstehende Personen sind durch die Pandemie – wegen Kurzarbeit oder Verlust des Arbeitsplatzes - in eine soziale oder finanzielle Schieflage geraten. Die Klienten und Klientinnen sind gerade jetzt dankbar, dass sie uns als verlässlichen Ansprechpartner in allen sozialen Notlagen erleben.
Die Soziale Beratung stellt auch die Berechtigungsscheine für die Notstandsküche aus. Stellen Sie dort ebenfalls einen Zulauf fest?
Die Nachfrage bei der Fürstlichen Notstandsküche ist gleichbleibend. Während der Pandemie ist jedoch zu beobachten, dass einige Menschen eher zurückhaltend bei der Teilnahme sind. Entweder, weil sie aus Verantwortungsbewusstsein ihre Kontakte reduzieren möchten, oder aber aus Scham auf eine Teilnahme verzichten − man könnte ja gesehen werden.
Mit welchen Nöten kommen die Klienten und Klientinnen in die Soziale Beratung?
Das hauptsächliche Thema ist die Existenzsicherung. Wer zu uns kommt, steckt in einer finanziellen Notlage, hat Schulden aufgebaut, sich in Familienkonflikte verstrickt, eine Trennung hinter sich, Gewalt in der Partnerschaft erlebt oder Probleme im Umgang mit Behörden. Aber auch Vereinsamung ist ein großes Thema. Manche kommen einfach, weil sie einen Ansprechpartner suchen. Die Menschen kommen mit der Bitte um Kleidung, um Lebensmittel oder um finanzielle Unterstützung und dem Anliegen der Durchsetzung und Beratung von sozialrechtlichen Ansprüchen.
Die Notlagen verschärfen sich erneut durch die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise. Das trifft insbesondere Menschen, die bereits an oder unter der Armutsgrenze leben. Wir rechnen mit einer erhöhten Nachfrage bei der nächsten Heizkostenabrechnung. Die steigenden Lebenshaltungskosten sowie hohe Mieten im Stadtbereich werden auch weiter die künftigen Herausforderungen der Berater und Beraterinnen sein.
Welche Hilfestellungen geben Sie, wenn das Geld knapp wird?
Wo Armut wächst, bedarf es eines gesteigerten Angebots an Beratung und vermehrter Hilfe und Unterstützung bei der Sicherung der materiellen Existenz. Denn die Armutsgefährdung nimmt zu. Der neue Armutsbericht zeigt: Derzeit leben 13,8 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze. Das ist ein neuer Höchststand – und 600.000 mehr Menschen als vor der Corona-Pandemie.
Wir leisten, wie bereits angesprochen, einerseits Hilfe durch umfassende Beratung. Mit dem Caritasladen haben wir zudem die Möglichkeit, Second-Hand-Ware kostenlos an Klienten auszugeben. Zudem unterstützen wir durch die Berechtigungsscheine für die Fürstliche Notstandsküche oder vergeben Lebensmittelgutscheine.
Hier finden Sie einen Überblick über die Caritas-Dienste im Bistum Regensburg.
Natürlich berät die Caritas auch online. Hier finden Sie mehr Informationen zur Online-Beratung.
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