„Ein gutes Paar Schuh´, ein Stück Brot und ein Bett“

13.07.2022


„Ein gutes Paar Schuh´, ein Stück Brot und ein Bett“

Der Oberpfälzer Hubert Treml ist Musiker, Autor und Entertainer. Am Sonntag, 24. Juli, um 18 Uhr steht er beim Jubiläumsfest „100 Jahre Caritas“ auf der Bühne – und präsentiert erstmals in Regensburg sein neues Programm „Wos wirklich wichtig is“. Ein Gespräch über das, was im Leben zählt und warum die Welt doch ziemlich erheiternd ist.

„Das Leben hat mehr Sonnentage, als wir glauben“, sagt Hubert Treml. Auf die Perspektive kommt es an! Der Regensburger Musiker lässt in seinem neuen Programm unter anderem ältere Menschen zu Wort kommen.  Foto: Melanie Flemme
"In einem Lied singe ich darüber, dass man nicht alles, was man machen kann, auch machen muss."
Musiker Hubert Treml

Herr Treml, Ihr neues Programm heißt „Wos wirklich wichtig is“. Verraten Sie uns doch: Was ist wichtig im Leben?

Das weiß ich ja nicht. Deswegen lasse ich im Programm andere Menschen zu Wort kommen. So rede ich mich da heraus (lacht). Relativ am Anfang des Programms kommt das Lied Mit ‘m Wind. Da heißt es im Refrain: ‚Als die Alten noch jung waren, als es uns noch nicht gegeben hat, haben sie schon ihre Geschichten mit dem Wind zu uns geschickt.‘ Diese Dinge versuche ich einzufangen. Dabei geht es um lustige Statements bis hin zu sehr nachdenklichen. Im Lied Schön sein schadet nicht lasse ich zum Beispiel meinen Opa sprechen - als er mich als Baby sah und drei Kreuzchen machte. In einem anderen Lied geht es um eine ältere Dame, auf deren Geburtstag ich einst spielen durfte. Sie war eine Vertriebene aus dem Sudetenland. Ihre Aussage wurde zum Titelsong meines Programms: ‚Was wirklich wichtig ist im Leben, ist ein gutes Paar Schuh‘, ein Stück Brot und ein Bett.‘ Aus ihr spricht natürlich die Fluchterfahrung. Ansonsten bin ich bei meinen Liedern inhaltlich oft sehr fürs Reduzieren und die Wertschätzung der ‚kleinen‘ Dinge. In einem Lied singe ich darüber, dass man nicht alles, was man machen kann, auch machen muss. Das ist der Grundtenor.

Sie stellen das neue Programm beim Jubiläumsfest „100 Jahre Caritas“ am Sonntag, 24. Juli, um 18 Uhr vor. Was können die Zuschauer noch erwarten?

Ich durfte im vergangenen Jahr die CD Berührungen für die Caritas produzieren und habe dabei mit verschiedenen Künstlern aus der Region gearbeitet. Davon werde ich ein paar Stücke ins Programm einweben und sie damit zum ersten Mal auf der Bühne präsentieren. Zum Beispiel habe ich zum Flammenkreuz der Caritas ein Lied geschrieben, das Michael Lex eingesungen hat. Es braucht di und mi werden wir singen und Be Caritas. Dabei nehme ich die Caritas ein wenig aufs Korn, weil sie mit Denglisch in der Öffentlichkeitsarbeit agiert. Ich freue mich wirklich sehr darauf, mal wieder live und mit Band aufzutreten.

Sind Sie eigentlich lieber Songwriter, Autor oder Komödiant?

Ha! Ich verstehe mich am ehesten als Songwriter, weil ich das tagtäglich mache. Ab und zu schreibe ich etwas ‚Literatur‘, aber ich bin immer glücklich, wenn ich die kurze Form wählen darf. Ich könnte viel erzählen und es vielleicht niederschreiben, aber ob es jemanden interessiert, ist die andere Frage. Komödiant nenne ich mich, weil ich gern auch lustig bin, viel Theater spiele und Stücke selbst geschrieben habe. Ich stand die letzten Jahre sicher hunderte Male mit Komödien auf der Bühne. Aber Songs schreiben und diese präsentieren ist meine Kernkompetenz.

Hubert Treml schreibt jeden Abend fünf Dinge auf, für die er dankbar ist. Foto: Melanie Flemme
"Man vergisst ja schnell, wie oft die Sonne geschienen hat."
Musiker Hubert Treml

Ist Humor in Zeiten von schweren Krisen überhaupt noch angebracht?

Er ist notwendiger denn je! Und darf nie verschwinden. Humor ist quasi unser Lebensmittel. Ohne Humor geht gar nichts. Manche sagen: Humor ist die beste Medizin. Für mich ist er Lebensausdruck. Die Welt selbst ist schon sehr lustig, je nach Perspektive natürlich. Was wir auf der Erde aufführen, ist ja oft wie eine göttliche oder menschliche Komödie. Manchmal ist es auch ein Drama.

Wie helfen Sie sich selbst an einem schweren Tag?

Ich hoffe einfach, dass der nächste Tag besser wird. Natürlich gibt es ein paar Strategien: Selbst wenn der Tag nicht so gut war, schreibe ich immer wieder gern abends fünf Dinge auf, die schön waren. Wenn man das übt, bekommt man schon einen anderen Blick auf das Leben. Oder die Sonnentage: Man vergisst ja schnell, wie oft die Sonne geschienen hat. Im Herbst beschwert man sich dann, dass im Sommer die Sonne nicht so oft geschienen hat. Deshalb zeichnete ich eine zeitlang an sonnigen Tagen eine Sonne in den Kalende. In der Rückschau bemerkte ich: ‚Aber hallo! Die Sonne hat sehr oft geschienen!‘ Außerdem habe ich im Buch einer deutschen Korrespondentin in Afghanistan etwas gelernt: Sie schreibt, dass hinter jeder schrecklichen Nachricht tausende gute Nachrichten stehen, die wir nur nicht erfahren. Ich würde es noch erweitern: Jeder Tag hat weit mehr gute Nachrichten als schlechte. Darüber wird nur nicht berichtet. Wenn ich mir meine Tage anschaue: Meistens passiert das Gute! Was soll mir heute schon Schlechtes passiert sein? Vielleicht war eine Heidelbeere verschimmelt. Dafür waren aber andere 94 Heidelbeeren superlecker. Wenn wir zum Beispiel hören, dass irgendwo wieder ein Mord begangen wurde, was wirklich schlimm ist, dann sehen wir oft nicht: Es passieren dort – wie überall auch – ja sonst wunderbare Sachen: Eltern lieben ihre Kinder. Kinder lieben ihre Freunde und Großeltern. Alle tun sich gegenseitig etwas Gutes. Diesen Blick darf man nie verlieren. 

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