Frauennotruf braucht Verstärkung

14.06.2022


Frauennotruf braucht Verstärkung

Die Referenten bei der Auftaktveranstaltung: Tanja Schmidbauer, Doris Klingeisen, Johanna Gruber und Andreas Jordan. Foto: Tanja Schmidbauer
"Niemals sollten Opfer die Schuld bei sich selbst suchen."
Doris Klingseisen, Weißer Ring

Beim Frauennotruf der Caritas Cham findet derzeit ein Generationenwechsel statt. Vor fast 30 Jahren wurde der Frauennotruf gegründet und viele Frauen der ersten Stunde stehen für diese Aufgabe nicht mehr zur Verfügung. Auch bei der Besetzung der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Cham gab es einen Wechsel. Seit Herbst letzten Jahres hat Tanja Schmidbauer das Amt übernommen. Sie koordiniert und begleitet den Frauennotruf.

Für die Gewinnung neuer ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen wurde nun eine Vortragsreihe initiiert und zum ersten Treffen fanden sich interessierte Frauen im Hotel am Regenbogen ein. Andreas Jordan, der Geschäftsführer der Caritas, gab einen Rückblick auf die Entstehung des Frauennotrufs: „Ein Projekt zu initiieren ist oft mit großen Kraftanstrengungen verbunden. Aber schwieriger ist es, daraus eine feste und anerkannte Institution zu etablieren. Dies ist beim Frauennotruf Cham wahrlich gelungen.“ Das Notruftelefon ist rund um die Uhr erreichbar und die Dienste werden von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen abgedeckt. Es ist ein niederschwelliges Gesprächsangebot von Frauen für Frauen, die von sexueller, psychischer, physischer Gewalt betroffen sind. Supervisor der ersten Stunde ist Udo Girg, der mit seiner Erfahrung und Kompetenz die Monatstreffen gestaltete und auch heute noch begleitet.

„Unser Bestreben ist es, dass wir auch in Zukunft, dieses Angebot aufrecht erhalten können. Dazu sind wir auf die ehrenamtliche Mitarbeit der Frauen angewiesen und ich bin sehr zuversichtlich, dass uns dies auch in den nächsten Jahren gelingt. Dafür benötigen wir aber immer neue Helferinnen, die sich dieser Herausforderung stellen“, so Jordan.

Damit die Interessierten für diesen Dienst gut gerüstet sind, gibt es ein Angebot zur Qualifizierung mit verschiedenen Vorträgen und Referenten. Sie geben Informationen und Rüstzeug, das in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens hilfreich ist. Johanna Gruber, Geschäftsführerin der Diakonie stellte bei dieser Gelegenheit die geplante Fachberatungsstelle für häusliche Gewalt vor.

Den ersten Vortrag übernahm Doris Klingseisen vom Weißen Ring. In Deutschland gibt es 400 Außenstellen dieses gemeinnützigen Vereins der auf ehrenamtliches Engagement basiert. Sie ging auf die Ursachen und Formen häuslicher Gewalt ein und zeigte die Folgen einer Tat für die Opfer auf. „Der Täter hat eine zeitliche Strafe – das Opfer Lebenslang“, sagte Klingseisen. Das Opfer ist an Körper und Seele verletzt und die Folgen sind körperliche und psychische Symptome. Die Seele heilt nur langsam und braucht Zeit sich zu erholen. Klingseisen zeigte auf, was ein Opfer tun kann: Gesprächsprotokoll führen, Beweissicherung und Spurensicherung. Wichtig ist es auch, sich jemanden anzuvertrauen und fachliche Hilfe zu suchen. Ihr guter Rat: "Niemals als Opfer die Schuld bei sich selber suchen!" Der Weiße Ring hilft durch menschlichen Beistand, Begleitung zu Terminen und einen Hilfecheck für die anwaltschaftliche Erstberatung.

Tanja Schmidbauer bedankte sich bei den Referenten und der interessierten Zuhörerschaft dieses ersten Abends und wies auf die folgenden Veranstaltungen hin: 

Donnerstag den 30. Juni 2022, 19:00 – 21:00 Uhr

„Gekonnt geholfen – professionelle Gesprächsführung am Krisentelefon“

Referent: Dipl.-Psych. Thomas Kurzhals

               

Montag den 18. Juli 2022, 18:30 – 20:30 Uhr

Innerfamiliäre Gewalt – Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen für die Betroffenen sowie Hilfemöglichkeiten

Referent: Herr Dr.  Michele Sobczyk Dipl. Paed./Psych.

 

Die Veranstaltungen finden im Hotel am Regenbogen (Kolpinghaus) statt.

Anmeldung unter Tel.: (09971) 84690 erbeten

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