Gründonnerstag – Der dienende Gott

14.04.2022


Gründonnerstag – Der dienende Gott

Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann vor dem Gemälde "Die Fußwaschung" von Rupert D. Preißl (1925-2003) Foto: Wagner

Gründonnerstag – Gott bückt sich 

Von Mutter Teresa wird folgendes erzählt: Sie war gerade dabei, die Wunden eines Kranken zu reinigen, man hatte ihn auf den Straßen Kalkuttas aufgelesen, da sagte ihr ein Journalist, der dabeistand: „Das würde ich nicht für Millionen Dollars machen.“ Da schaute ihm Mutter Theresa in die Augen und sagte zu ihm: „Ich auch nicht!“ 

Manche Taten werden nicht um des Geldes willen getan. Es gibt Taten, die versprechen keine Rendite, sie erzielen keinen materiellen Gewinn. Es gibt Taten, deren Motivation wurzelt in der Liebe zu Gott und in der Liebe zu den Menschen. Und diese Liebe macht etwas mit uns: sie macht dienstbereit, ja, dienstfähig und sie scheut sich nicht davor, sich zu bücken und mit dem Schmutz der Straße und mit dem Leid, mit der Not und mit der Armseligkeit des Menschen in Berührung zu kommen. Viele Beispiele wären zu nennen – gerade in unserem Caritasverband im Bistum Regensburg: Frauen und Männer, Christinnen und Christen, die sich in den letzten 100 Jahren während ihres Berufslebens gebückt haben, geliebt haben und in sich die Bereitschaft trugen, anderen zu dienen. 

Alle finden sie ihr Vorbild im Geschehen des Abendmahlsaales. Jesus bindet sich die Schürze um, er bückt sich, macht sich klein und vollzieht den Dienst der Fußwaschung. Er wäscht seinen Jüngern die Füße, so wie es auf unserem eindrucksvollen Bild aus dem großen Konferenzsaal in unserer Verbandszentrale dargestellt ist.

Was hier geschieht, ist kaum vorstellbar. In dieser Geste spiegelt sich etwas Gewaltiges: Gott bückt sich, Gott vollzieht einen Sklavendienst, Gott nimmt die zerschundenen Füße in die Hand und säubert sie vom Schmutz und er ruft uns in dieser Geste gleichsam zu: Mensch, ich will dir ganz nahekommen und ich scheue mich nicht vor dem, was dich ausmacht. Ich nehme dich an – mit allem, was zu dir gehört: auch mit dem Schmutz deiner Füße, auch mit den Wunden an deinen Füßen. Dein Schmutz und deine Wunden – sie erschrecken mich nicht. Dein Versagen und Deine Sünde – sie erschrecken mich nicht. Denn ich kenne dich, dein Name ist in meinem Herzen verzeichnet: Mensch, ich will Dein Heil. So offenbart sich Gott in dieser Stunde.

Könnte es ein schöneres Bild für die Caritas, die Nächstenliebe des Einzelnen, aber auch unserer verbandlichen Caritas als diese Fußwaschung geben? Und wenn wir uns Jesus vorstellen – mit der Schürze umgeben, er, der Gottessohn – dann sagt er uns noch etwas: Das wichtigste Kleidungsstück des Christen ist die Schürze als Ausdruck der Dienstbereitschaft und als Ausdruck der Bereitschaft, in der Gesinnung Jesu Christi zu wachsen und zu reifen. Bewahren wir uns das im Herzen. Und ich glaube, wenn wir uns dazu bekennen, sind wir mit Papst Franziskus auf einem guten Weg. Schon vor über 20 Jahren sagte der damalige Bischof von Evreux in Frankreich, Jacques Gaillot: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“ 

Und das ist mein Wunsch für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas:  Bewahren wir uns allen Mut und Kreativität, dass wir unsere Begabungen und Talente nicht vergraben, sondern sie nützen für den Aufbau des Reiches Gottes! Das geschieht, wenn im Umgang mit uns spürbar wird: Die haben die Schürze aus dem Abendmahlsaal umgebunden. Die haben das rechte Wort und den guten Ton. Im Umgang mit den Christen spüre ich die mir eigene Würde. 

Diese Herausforderung mit Leben zu füllen, ist gewiss nicht immer einfach. Doch sie anzunehmen, kann Großes bedeuten: Wir empfangen Erfüllung, Freude und inneres Glück. Und das ALLES erfahren wir, wenn wir uns dem Menschen zuneigen, wenn wir uns bücken. Dann erleben wir Gemeinschaft – gerade auch Gemeinschaft mit Gott. Wieso? Dazu abschließend folgende Geschichte:

Da kommt ein Schüler zu einem Rabbi und fragt: „Früher gab es Menschen, die Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen haben. Warum gibt es die heute nicht mehr?“ Darauf antwortet ihm der Rabbi: „Weil sich niemand mehr so tief bücken will.“ 

Diakon Michael Weißmann 

Diözesan-Caritasdirektor

Besuchen Sie uns auf unseren
Social Media Kanälen:

Caritasverband für
die Diözese Regensburg e.V.
Von-der-Tann-Straße 7
93047 Regensburg

T +49 941 502 10
F +49 941 502 11 25
info@caritas-regensburg.de
www.caritas-regensburg.de