Kinder wachsen immer weiter weg von Wald und Wiesen auf. Was das für ihre Entwicklung bedeutet und wie sie der Natur dennoch nah sein können, lernten angehende Erzieherinnen und Erzieher beim Waldtag der Caritas-Fachakademie für Sozialpädagogik Regensburg.
Da stehen junge Menschen im Wald und umarmen einen Baum. Ihre Augen sind verbunden, sie ertasten die Rinde, befühlen die Wurzel, erspüren jede hölzerne Windung. Was ist denn da los?
„Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher sollen den Wald mit allen Sinnen erleben“, sagt Irmgard Ibel. Sie ist Lehrkraft an der Caritas-Fachakademie für Sozialpädagogik in Regensburg und unterrichtet im Bereich Ökologie und Gesundheitspädagogik. Ende des vergangenen Schuljahres organisierte sie für ihre Klassen Waldtage im Walderlebniszentrum in Sinzing.
Dort empfing sie der Förster und Waldpädagoge Markus Koch. Er hat sich die „Baumbegegnung“ ausgedacht: Zwei Schülerinnen bilden ein Paar, die eine hat die Augen verbunden und muss einen Baum so gut ertasten, dass sie ihn später, wenn die Augen wieder geöffnet sind, wiedererkennt. Müssen wir die Augen vor der Welt verschließen, um der Natur wieder nah zu sein?
„Durch die zunehmende Urbanisierung und Technisierung ihres Lebensraums kommen Kinder mit Natur, das heißt mit unbebauten Flächen, Wiesen und Wäldern, kaum noch in Berührung“, schreibt die Erziehungswissenschaftlerin Juliane Giest. Ein Riesenverlust, wenn man weiß, wie Natur auf Kinder wirkt.
Längst ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Spielen in der Natur die Abwehrkräfte der Kinder stärkt, ihre Kreativität sowie ihre emotionale und kognitive Entwicklung fördert. Und einen weiteren Aspekt nennt Giest in ihrem Essay „Kinder durch Naturerfahrung stärken“: Frühe Erfahrungen in der Natur prägen das spätere Umweltverhalten. Kurzum: Wir schützen nur, was wir kennen und lieben.
Um Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein ging es auch beim Waldtag der FakS. Förster Markus Koch setzte erneut auf Erleben statt auf Belehren. Zwei Gefäße hatte er vorbereitet: das eine gefüllt mit Waldboden, das andere mit Acker. Der Förster kippte Wasser in die beiden Gefäße. Der Waldboden saugte das Wasser auf. Das Gefäß mit dem Ackerboden hingegen lief über. Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher verstanden sofort: „Unser Wald ist schützenswert.“
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