Karfreitag – Gott bleibt da!

15.04.2022


Karfreitag – Gott bleibt da!

Pedes Dolentes: Der Röntgenkasten zeigt die Füße Jesu ans Kreuz genagelt - ein Kunstwerk von Michael Merkel. Foto: Kunstammlungen Bistum Regensburg Copyright: VG Bild-Kunst

Pfarrer Dr. Christoph Seidl ist als Seelsorger für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen im Bistum Regensburg tätig und als Gemeindeseelsorger in Regensburg-Harting. Hier schreibt er einen Gastbeitrag zum Karfreitag:

"Gott ist mit uns – und er bleibt bei uns! Auch in der tiefsten Nacht und der dunkelsten Niederung des Lebens."
Dr. Pfarrer Christoph Seidl

Der Karfreitag und Weihnachten gehören zusammen – das eine ist ohne das andere nicht zu verstehen. Krippe und Kreuz erklären sich gegenseitig – und zwar im Namen Jesus, der Gott rettet bedeutet, oder in dem im Buch Jesaja angekündigten Namen des göttlichen Kindes Immanuel: Gott ist mit uns!

Wo ist Gott?

Manchmal fragen wir Menschen uns: Und wo ist Gott jetzt? In einer schlimmen Not, bei einem Schicksalsschlag, in der aktuellen Krisensituation: Wo ist da Gott? Hat er weggeschaut? Hat er uns vergessen? Auch am Karfreitag steht diese Frage groß über dem Geschehen auf Golgotha – gipfelnd im Verzweiflungsschrei Jesu „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34) Aber gleichzeitig ist der Karfreitag auch die Antwort auf diese und alle vergleichbaren Verzweiflungsschreie: Gott ist mit uns – und er bleibt bei uns! Auch in der tiefsten Nacht und der dunkelsten Niederung des Lebens.

Gott bleibt da …

„Wir bleiben da!“ Diese Zusage hat mich in der Anfangszeit der Coronapandemie sehr getröstet. Wie schön war es, Schilder zu entdecken, die signalisieren: Hier gibt’s was! Wir kochen für euch! Wir sind erreichbar! Bei uns gibt es Rat und Tat! Mittlerweile ist diese Situation wieder entspannter, aber nun hält uns der Krieg in der Ukraine in Atem. Auch da braucht es Menschen, die die Augen davor nicht verschließen, sondern tatkräftig unterstützen, wo Menschen geflüchtet, verletzt, traumatisiert, hoffnungslos sind. Dazu gehören natürlich auch und vor allem all diejenigen, die beruflich und ehrenamtlich im Gesundheits- und Sozialwesen tätig sind. Sie alle bleiben da, wenn die Not am größten ist. Und genau das ist für mich der treffendste Titel für das Geschehen des Karfreitags. Wir bleiben da: die Mutter Jesu und der Jünger, den Jesus liebte – sie bleiben da, als die anderen aus Furcht davongelaufen sind. Jesus bleibt da, er der Immanuel, der Gott ist mit uns!

Der Gastautor: Pfarrer Dr. Christoph Seidl
"Gott ist mit den Kranken und Sterbenden; er ist mit den Menschen in den Kriegsgebieten; er ist mit den Angehörigen, die um ihre Liebsten bangen; er ist mit den unzähligen Helfenden, die alles daransetzen, um Leben zu retten und Not zu lindern; er ist mit denen, die sich um ein Ende des Krieges bemühen."
Pfarrer Dr. Christoph Seidl

… darauf lässt er sich festnageln!

Im Jahr 2020 war in der Kirche in Harting, in der ich auch tätig bin, ein beeindruckendes Kunstwerk zu sehen: Ein Röntgenkasten des Dresdner Künstlers Michael Merkel, man erkennt Jesu Füße – angenagelt am Holz des Kreuzes. Von Gott verlassen? Nein, fixiert ist vielmehr die Zusage, für die sein Name steht: Immanuel: Gott ist mit uns – auch und gerade heute! Röntgen hilft mir sozusagen, das Kreuzesgeschehen zu durchleuchten: Gott bleibt da! Gott ist mit den Kranken und Sterbenden; er ist mit den Menschen in den Kriegsgebieten; er ist mit den Angehörigen, die um ihre Liebsten bangen; er ist mit den unzähligen Helfenden, die alles daransetzen, um Leben zu retten und Not zu lindern; er ist mit denen, die sich um ein Ende des Krieges bemühen. Immanuel – Gott mit uns auch und gerade am Karfreitag des Jahres 2022!

Mein Glaube bewahrt mich nicht vor dem Kreuz, er bewahrt mich am Kreuz. So kann Jesus schließlich auch sagen: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46) Weil dieser Gott auch jetzt der Gott-mit-uns ist. Und er bleibt es, wie der Auferstandene im letzten Vers des Matthäus-Evangeliums den Menschen zusagt: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20)

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