In der Sommerzeit machen wir eine Reise durch die Welt der Caritas im Bistum Regensburg. In einer Serie stellen wir die Arbeit der Kreis-Caritasverbände vor. Heute machen wir Station in Deggendorf. Fünf Fragen an die geschäftsführende Vorständin Manuela Stephan
Über den Kreis-Caritasverband Deggendorf: Das Programm des Caritasverbandes für den Landkreis Deggendorf e.V.: beraten, helfen, engagieren. In der Beratung deckt die Caritas alle Bereiche ab, von der Flucht- und Integrationsberatung (auch im Ankerzentrum) über die Allgemeine Sozialberatung bis hin zur Beratung bei Schwangerschaftsfragen, bei Suchtproblemen oder bei Ehe- und Familienproblemen. Die Caritas Deggendorf betreibt zudem ein Frauenhaus. Darüberhinaus ist die Caritas Deggendorf im Bereich Pflege, hat eine Demenzkrankenbetreuung und Essen auf Rädern. Auch im Bereich Erziehung und Bildung engagiert sich die Caritas Deggendorf und betreibt zwei Kindergärten, eine Kinderkrippe und eine offene Ganztagsschule.
Fünf Fragen an Manuela Stephan, die geschäftsführende Vorständin des Kreis-Caritasverbandes Deggendorf:
Was treibt Sie an? Wie verstehen Sie den Auftrag der Caritas?
Es ist uns ein großes Anliegen für die Schwachen der Gesellschaft einzutreten und sie zu unterstützen. Menschen können durch Schicksalsschläge, wie Krankheit, Arbeitsplatzverlust, Scheidung usw. aus der Bahn geworfen werden. Die einen schaffen es alleine aus einer Krise hinauszukommen, andere rutschen z.B. in Süchte, Schulden, Wohnungslosigkeit ab. Deren Kontakte brechen weg, Resignation und Hoffnungslosigkeit machen sich breit. Hier sind wir Ansprechpartner und unterstützen bei der Krisenbewältigung, u.a. durch Existenzsicherung und psychosoziale Beratung.
Unser Hauptaugenmerk liegt in den Beratungsdiensten darauf, den Einzelnen, der sich hilfesuchend an uns wendet, mit seinen Bedürfnissen und Vorstellungen an- und wahrzunehmen und ihm Wege aufzuzeigen, die er beschreiten kann, um seine Lebenssituation für sich zu verbessern. Wir arbeiten ressourcen- und lösungsorientiert mit den Stärken des Einzelnen. Die Beratung ist zeitlich nicht begrenzt und wird freiwillig von den Ratsuchenden wahrgenommen. Diese bestimmen, wie weit sie sich auf die Beratung einlassen wollen.
In dem großen Bereich der Pflegeangebote wollen wir nicht nur für die pflegebedürftigen Menschen da sein, sondern auch die Angehörigen unterstützen durch Entlastungsangebote, fachliche Beratung und Information. In der Pflege arbeiten wir nach dem Motto „Wir pflegen Menschlichkeit“.
Wie setzen Sie und Ihre Mitarbeitenden diesen Auftrag konkret um?
Wir haben hoch engagierte, gut ausgebildete und verantwortungsbewusste Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die stark zusammenhalten und sich jeden Tag aufs Neue für unsere Klienten und Klientinnen engagieren. Die Bereitschaft, sich den täglichen Herausforderungen und Veränderungen zu stellen und flexibel darauf zu reagieren, hat sich zum Beispiel stark während des Lockdowns gezeigt. In den Zeiten, als keine Beratungen in den Büroräumen stattfinden konnten, haben wir telefonisch, per Videocall oder auch im Freien beraten. Wir waren in der häuslichen Pflege ohne Unterbrechung unterwegs, zu Beginn ohne ausreichende Schutzkleidung. Unser Pflegepersonal hat hier großartiges geleistet und war trotz eigener Verunsicherung immer im Dienst und für die Patienten und Patientinnen da. In der Tagesbetreuung haben wir die Zahl der Gäste zurückgefahren und konnten so auch dieses Entlastungsangebot aufrechterhalten. Unsere Mitarbeitenden sind auch für Kollegen eingesprungen wo es notwendig war, um alle Dienste aufrecht erhalten zu können.
Was sind Ihre „Leuchtturmprojekte“?
Wir bieten zunehmend Außensprechstunden verschiedenster Beratungsdienste an, wie der Allgemeinen Sozialberatung, der Erziehungsberatung und der Fachambulanz für Suchtprobleme, um Bürger und Bürgerinnen des gesamten Landkreises einen niederschwelligen Zugang zur Beratung zu ermöglichen. Dies halten wir gerade in der heutigen Zeit, wo neben der psychischen Belastung durch Corona, Energiekrise und Ukrainekrieg auch die Lebenshaltungskosten stetig steigen und die finanzielle Situation sich selbst in Familien der unteren Mittelschicht massiv zuspitzt, für dringend erforderlich.
In unseren familienergänzenden Diensten wie den Kindertagesstätten und der Offenen Ganztagsschule legen wir großen Wert auf Beziehungsarbeit. Die Kinder verbringen viel Zeit außerhalb ihres Elternhauses. Sie sollen sich wohl und geborgen fühlen und mit unserer Unterstützung sich zu selbstbewussten und zufriedenen Menschen entwickeln. Wir legen großen Wert auf die Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten, damit dies gelingen kann.
Unsere Beratungsdienste für Flüchtlinge und Migranten liegen uns am Herzen. Wir wollen diesen Menschen helfen, wieder eine Lebensperspektive zu entwickeln. Bei uns vor Ort helfen wir in der Asyl- und Migrationsberatung bei der Integration in die Gesellschaft. Wer zurück in seine Heimat gehen möchte, bekommt in der Rückkehrberatung die notwendige, auch finanzielle, Unterstützung.
Als einziger Sozialverband vor Ort engagieren wir uns in der Ankereinrichtung für geflüchtete Menschen. Diesem Personenkreis, der seine Heimat verloren und traumatische Erfahrungen gemacht hat, wollen wir so gut es geht unterstützen, sei es mit Beratung als auch mit schönen Stunden in unserem Kinder- und Jugendtreff. Leider ist es nicht immer einfach für die Flüchtlingsarbeit hauptberufliches Personal zu finden. Dankenswerterweise engagieren sich z.B. in unserem Kleiderladen ehrenamtlich Mitarbeitende, die auch immer wieder über diese Tätigkeit hinaus im unterstützenden Kontakt mit Bewohnern und Bewohnerinnen des Ankerzentrums stehen.
Welchen Herausforderungen sehen Sie sich gegenüber?
Die wirtschaftlichen und somit auch finanziellen Auswirkungen der Pandemie und des Ukrainekonflikts treffen gerade Personen und Familien mit geringem Einkommen. Hier erleben wir schon heute durchgehend in all unseren Beratungsdiensten, dass diese Personengruppen es jetzt schon oft schwer haben, ihren Verpflichtungen wie Miete, Nebenkosten etc. nachzukommen. Die Unsicherheit, wie es mit der Inflation und der Preisentwicklung weitergeht, wie teuer das Heizen im Winter werden wird etc. belasten zusätzlich. Die psychische Belastung steigt. In vielen unserer Beratungsdienste wie etwa der Schuldner- und der Erziehungsberatung haben wir Wartezeiten und wir gehen davon aus, dass die Nachfrage noch weiter steigen wird und dass der psychosoziale Beratungsanteil zur persönlichen Stabilisierung weiter zunehmen wird.
Wie alle anderen Unternehmen kennen auch wir den Fachkräftemangel. Seit vielen Jahren wird von Sozialverbänden wie der Caritas auf den Pflegenotstand hingewiesen und jetzt sind wir schon mittendrin. Die meisten unserer Pflegekräfte arbeiten schon seit vielen Jahren bei uns, ob wir Stellen nachbesetzen können, wenn bewährte Kräfte in den Ruhestand gehen, wage ich zu bezweifeln. Und auch im pädagogischen Bereich fehlen schon heute bundesweit Kinderpfleger, Erzieher, Sozialpädagogen. Gerade für die Flüchtlingsarbeit ist es, wie schon erwähnt, schwer Fachpersonal zu finden. Hinzu kommt, dass die Aufgabengebiete im pädagogischen Bereich in den letzten Jahren stark gewachsen sind, der Bedarf an Fachkräften somit gestiegen ist und weiter ansteigen wird. Somit wird es zunehmend unbesetzte Stellen und somit Betreuungslücken z.B. in Kindertagesstätten und Beratungsdiensten geben, auf die auch wir uns einstellen. Aber wir bleiben weiter zuversichtlich und stellen uns den Anforderungen, die auf uns zukommen.
Mit welchen Ideen und Vorhaben gehen Sie in die Zukunft?
Wir wollen weiter „Not sehen und handeln“. Das heißt für uns, gesellschaftliche Herausforderungen wahrnehmen und für die Schwächsten der Gesellschaft einzutreten. Sei dies ganz konkret in der Einzelfallhilfe als auch in der politischen Arbeit vor Ort.
Sommer-Spezial:
Dafür lohnt sich eine Reise in die Region Cham - der Reisetipp von Manuela Stephan
„Es lohnt sich immer wieder, einen Spaziergang oder auch eine Radtour an der freifließenden Donau zu unternehmen. Hier besteht die Möglichkeit, bei ausreichendem Wasserstand mit der Fähre in Niederalteich oder Mariaposching auf die andere Donauseite überzusetzen. Ein Abstecher in die Bibliothek der Benediktinerabtei Kloster Metten mit einem Bestand von ca. 200.000 Büchern lohnt sich immer, genauso wie die Besichtigung der Kloster- und Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert und die moderne Benediktuskapelle. Die Klosteranlage ist umgeben vom schönen Prälatengarten mit der Benediktsäule. Lokale entlang der Donau, in Metten und Deggendorf laden zur gemütlichen Einkehr ein.“
Kontakt:
Caritasverband für den Landkreis Deggendorf e. V.
Pferdemarkt 20
94469 Deggendorf
Tel.: 0991 389 70
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