"Der Krieg kam zu mir und meiner Familie am 24. Februar bei einem morgendlichen Telefonanruf. Um 7 Uhr rief ein Gemeindemitglied meiner Kirche an und sagte, dass ukrainische Städte nachts bombardiert worden seien: Kiev, Odessa, Harkov und andere Städte. Ich habe ihr nicht sofort geglaubt, ich hielt es für ein Gerücht, bis ich mir die Nachrichten im Internet ansah. In den Nachrichten ging es um Raketenangriffe und den Einmarsch russischer Truppen in ukrainisches Territorium. Ich sehe die Nachrichten, und in meinem Kopf habe ich Zeilen aus einem Militärlied, das mir meine Großmutter, als ich Kind war, vorgesungen hat: Kiev wurde bombardiert und uns angekündigt, dass der Krieg begonnen hat. Dieses Lied stammt aus dem letzten Jahrhundert, und auf dem Fernsehbildschirm gab es Nachrichten über den Krieg im 21. Jahrhundert. Alles was passierte, erschien mir absurd, unwirklich, nur ein Bild im Fernsehen, als würde sie einen Film über den Krieg zeigen. Alles was ich tun muss, ist den Fernseher auszuschalten, und alles ist vorbei, aber leider ist der Krieg zu unserer Realität geworden. Wir haben es sofort als echte Warteschlangen in Lebensmittelgeschäften und an Tankstellen für Kraftstoff gespürt. Und auch Luftangriffssignale, die uns mitten in der Nacht weckten und uns zwangen in den Luftschutzbunker zu gehen. Übrigens gab es in unserer Stadt keine vorbereiteten Luftschutzbunker, da mein Land friedlich ist und sich nie darauf vorbereitet hat, mit irgendjemandem zu kämpfen. Das Wort Luftschutzbunker war ein veraltetes Wort des letzten Jahrhunderts. So kam es uns vor.
"In der Ukraine sagt man, wenn ein Mädchen geboren wird, dann ist das für Frieden."
Meine schwangere Frau, meine Schwiegermutter und drei Kinder gingen in den Keller unseres Hauses, wo wir auf den Ziegeln saßen und auf das Ende des Luftangriffs warteten. Wir waren wieder im Keller, ich schaue meine Frau an und dachte mit Entsetzen: aber was ist, wenn der Krieg lang wird und sie unter diesen Bedingungen gebären muss?
Ich traf dann die Entscheidung, meine Familie an einen sicheren Ort zu bringen. Für mich war das keine leichte Entscheidung, da ich Priester bin und mein Gewissen mich quälte, dass ich meine Gemeinde verlasse. Als Familienvater muss ich an meine Familie denken, aber als Priester, auch wenn ich nicht Pfarrer bin, muss ich an die Gemeinde denken. Es war eine schwierige Entscheidung, die ich nicht selbst getroffen habe. Ich habe viel darüber gebetet und bat andere Priester, meinen eigenen und den Bischof um Rat. Schließlich fiel die Entscheidung, meine Familie nach Deutschland zu bringen.
Der Weg war nicht einfach. Ich habe ein kleines Auto Ford Focus wo passte meine Familie mit großen Schwierigkeit hin (Ehefrau, drei Kinder, Schwiegermutter) die Sachen und Haustiere meiner Tochter (zwei Meerschweinchen) und wir hatten einen langen Weg vor uns. Bis zu Stadt Chernowzi 720 Kilometer wir reisten zwei Tage wegen großer Staus auf der Straße. Unterwegs erinnere ich mich an ein paar Dinge, dies ist ein riesiger Stau vor der Stadt Winniza, 30 km fuhren wir 6 Stunden, und unsere Übernachtung in der Stadt Winniza, die am nächsten Tag nach unsere Abreise mit Raketen beschossen wurde.
Wir haben paar Tage bei Freunden in der Stadt Chernowzi ausgeruht, und dann wir sind weiter gefahren. Wir überquerten die ukrainische Grenze von Moldawien und fuhren dann durch Rumänien, Ungarn, Österreich und Deutschland. Die Strecke von 2200 km legten wir in 36 Stunden zurück, die Stadt Regensburg erreichen wir spät in der Nacht. Unterwegs konzentrierte ich mich auf die Straße, sodass ich den Ländern durch die wir fuhren nicht viel Aufmerksamkeit schenkte. Deutschland begann für mich mit den Menschen, die ich in Regensburg kennengelernt habe. Das ist Merian, wer sah mich nachts als erster auf der Suche nach einem Haus in dem wir eigeladen waren. Sie umarmte mich und sagte, dass wir endlich angekommen seien. Auch Pater Johannes, der sich wie seine eigene Familie um uns kümmert, auch unsere neue ukrainische Freunde Anastasia und Arthur, die sich um uns gekümmert haben. Ein Ehepaar Rut und Peter, Michaela mit seiner Familie, die unseren Kindern geholfen hat. Das sind viele andere Menschen, die uns getroffen, angenommen und uns geholfen haben. Sie wurden für mich zur Personifikation Deutschland, das der Ukraine seine helfende Hand entgegenstreckte wie ein barmherziger Samariter, der nicht an den Bedürftigen vorbeiging.
Jetzt ist Gott sei Dank bei uns alles in Ordnung. Wir richten uns ein, die Kinder gehen zur Schule. Meine Frau hat meine Tochter geboren. Wir haben uns entschieden sie Anastasia als Symbol für Hoffnung und Sieg des Lebens über den Tod zu nennen. Für uns ist sie ein Hoffnungsträger. In der Ukraine sagt man, wenn ein Mädchen geboren wird, dann ist das für Friede. Von dieser Hoffnung leben wir."
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