Quereinstieg: Erzieherin

04.05.2022


Quereinstieg: Erzieherin

Freude am Neuanfang: Das ist die erste Teilzeitklasse der Caritas-Fachakademie für Sozialpädagogik in Weiden Foto: Neuber
"Wenn mich jemand fragen würde: ‚Würdest du das wieder so machen?‘, käme ohne Zögern ein: ‚JA!‘“
Stephanie, Quereinsteigerin in den Erzieherberuf

Als einzige Fachakademie in der Oberpfalz bietet die Caritas Fachakademie für Sozialpädagogik in Weiden an, den Erzieherberuf auch in Teilzeit zu erlernen. Am Montag, den 23. Mai, und am Montag, den 20. Juni, veranstaltet sie jeweils um 18 Uhr einen Infoabend dazu. Warum es sich lohnt, den Erzierherberuf in Teilzeit zu erlernen, berichten vier Studierende aus dem aktuellen Jahrgang.

Stephanie, 41:

„Mein Name ist Stephanie, ich bin 41 Jahre alt und habe drei Jungs (8, 6, 3) mit denen ich bei Cham im Eigenheim wohne. Gelernt habe ich Zahnarzthelferin. Seit 2014 leite ich nebenbei eine Mutter-Kind-Gruppe. 2015 wurde ich zusätzlich Tagesmutter über das Jugendamt. Dies war auch der Beginn meines Wunsches, Erzieherin zu werden. Ganztags war dies aufgrund meiner Lebensumstände nicht möglich. Also war ich auf der Suche nach einer Teilzeitausbildung. 2019 las ich im Internet von der FakS Weiden, die das erste Mal die Möglichkeit anbieten wollte, die Ausbildung zur Erzieherin in Teilzeit zu machen. Kurz entschlossen schrieb ich eine E-Mail und wurde zum Informationsabend im Oktober eingeladen. Nach diesem Abend war mir klar: ‚Das probierst Du!‘ Gesagt, getan.

Nun bin ich im ersten Studienjahr und wir lernen sehr viel. Ich bin sehr ehrgeizig und möchte immer gute Noten schreiben. Deshalb setze ich mich selbst unter Druck. Mit meinen Kindern, meinen Jobs und dem Haus bin ich bereits sehr eingespannt und als ob das nicht genug wäre, spiele ich sogar noch Musicals nebenbei und singe in einer Band. Es gibt Tage, da zweifle ich an mir und an den Anforderungen, die die Schule an uns stellt, denn die sind für Teilzeitstudierende genau dieselben wie für die Vollzeitklassen. Aber aufgeben kommt für mich nicht in Frage. Die Lehrkräfte sind alle sehr hilfsbereit. Ich frage immer sehr viel und ich wage zu behaupten, dass ich mich bis jetzt wacker schlage. Alle in der Klasse sind wir eine gut funktionierende Gruppe geworden. Wir helfen uns gegenseitig und jeder hat ein offenes Ohr. Sollten wir nicht einer Meinung sein, reden wir das aus, aber bis dato kann ich nur sagen, dass ich sehr stolz bin, ein Teil dieser fabelhaften Gruppe zu sein. Trotz aller Schwierigkeiten und Lebensumstände, die jeder in einer Teilzeitausbildung zu bewältigen hat, (schließlich macht man nicht umsonst eine Teilzeitausbildung), bleiben wir alle am Ball und werden auch von Seiten der Schule sehr unterstützt. Wenn mich jemand fragen würde: ‚Würdest du das wieder so machen?‘, käme ohne Zögern ein: ‚JA!‘“

"Ich bin froh, Teil einer besonderen Klassengemeinschaft zu sein. Unsere Verschiedenheit durch das Alter, die Berufsgruppen und Arbeitgeber machen die Gemeinschaft interessant und lebendig."
Gabi, Quereinsteigerin in den Erzieherberuf

Gabi, 47: 

„Mein Name ist Gabi, ich bin 47 Jahre jung, und habe drei Töchter im Alter von 25, 23 und 12 Jahren. Meine berufliche Zukunft plante mein Vater für mich in seiner eigenen Handwerksfirma, als Beschäftigte im Büro. Diese Tätigkeit entsprach nicht meinen persönlichen Wünschen und Vorstellungen. Durch mein Engagement in der Landjugend entdeckte ich für mich das Feld der sozialen Arbeit, die ich ab diesem Zeitpunkt auch beruflich machen wollte. An der Berufsfachschule für Kinderpflege in Sulzbach-Rosenberg schloss ich erfolgreich meine Ausbildung ab. So kam ich in den örtlichen Kindergarten nach Rosenberg. Ich hatte eine sehr kreative, vielseitige und auch heute noch immer nach den aktuellen pädagogischen Anforderungen arbeitende Gruppenleitung. Nach meinem ersten Erziehungsurlaub arbeitete ich in Teilzeit. Auch verschiedene Aus- und Weiterbildungen machte ich in dieser Zeit (Religionspädagogik, Kneipp-Gesundheitstrainer). Nach meinem zweiten Erziehungsurlaub begann ich die Ausbildung zum Übungsleiter für Kinder und Jugendliche und für Sport in der Prävention.

Immer wieder fanden in unserer Einrichtung Personalwechsel aufgrund von Mutterschutz statt, die ich über Wochen, aber auch Monate als Gruppenleitung stemmen musste, da so schnell keine Fachkräfte zu finden waren. Ohne finanziellen Ausgleich schlüpfte ich in die Rolle einer Erzieherin. Auch die neu eingestellten Erzieherinnen arbeitete ich ein und leitet sie an. Dies war der Moment, in dem ich für mich beschloss, die Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher zu machen. Ich wollte für mich eine qualitativ gute Ausbildung und nicht die pädagogische Fachkraft innerhalb von 19 Monaten.  Das Teilzeitmodell hier an der Fachakademie in Weiden bot sich für mich an.

Diese Ausbildung verlangt Lernbereitschaft – auch nach Arbeit, Schule und dem Praktikum sowie im Urlaub. Das erfordert viel Ausdauer, da dies über einen langen Zeitraum durchgehalten werden muss. Sich selbst zu organisieren für die verschiedenen Aufgaben wie das schriftliche Ausarbeiten von Themen, das Vorbereiten von Präsentationen und das kreative Gestalten praktischer Angebote fordert Struktur und Flexibilität.

Die Unterstützung und Kraft erhalte ich aus meiner Familie und von meinem Mann. Ich habe das Glück, nur 21 Wochenstunden zu arbeiten und konnte so donnerstags und freitags mein Praktikum absolvieren. Es war eine lange und anstrengende Zeit. Aber ich habe durch das Praktikum auch eine neue Sichtweise gelernt. In unserer Gesellschaft ist es wichtig, viele Erzieherinnen und Erzieher optimal auszubilden, um Kinder und Jugendliche zu stützen und zu schützen. Ich bin froh, Teil einer besonderen Klassengemeinschaft zu sein. Unsere Verschiedenheit durch das Alter, die Berufsgruppen und Arbeitgeber machen die Gemeinschaft interessant und lebendig. Zwar fragen wir alle in der Klasse uns an manchen Tagen, wie wir das alles schaffen sollen, aber letztendlich ist es ein Über-sich-Hinauswachsen, sich diese Art der Ausbildung zuzutrauen.“

"Ich bin sehr stolz auf mich, den Weg bereits bis zum zweiten Studienjahr geschafft zu haben und meinem Traumberuf immer näher zu kommen."
Jennifer, Quereinsteigerin in den Erzieherberuf

Jennifer, 27:

"Mein Name ist Jenny, ich bin 27 Jahre alt und Mutter einer Tochter.  Der Wunsch, selbst Erzieherin zu werden, wurde unter anderem durch meine Tochter gefestigt. Wie wichtig die Erzieherinnen und Erzieher als Bezugspersonen sind, habe ich erst als Mutter richtig wahrgenommen. Ganzheitlich auf die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einzugehen, sie in ihren Kompetenzen zu fördern und zu begleiten, sind nur ein Teil der Aufgaben, welchen ich mit großer Begeisterung nachgehe.

Zu Beginn der Ausbildung war mein Plan, meine Tätigkeit als Laborantin weiterzuführen, um finanziell abgesichert zu sein. Allerdings musste ich relativ bald mir und meiner Familie eingestehen, dass dies nicht mehr miteinander vereinbar war. Als Quereinsteiger müssen einige zusätzliche Praktikumsstunden im Vorkurs sowie in den Studienjahren absolviert werden. Ich musste feststellen, dass ich zusammen mit meiner Familie keine längeren Erholungszeiten mehr hatte, da der Urlaub für die Praxisstunden genutzt werden musste. Deshalb haben mein Partner und ich uns nach reichlicher Überlegung dafür entschieden, dass ich meinen alten Beruf kündige, um die Ausbildung weiterführen zu können.

Das wichtigste, um diese Form der Ausbildung zu meistern, ist gute Unterstützung im privaten Umfeld. Ob es sich darum handelt, Stunden vorzubereiten, zu lernen, den Unterricht zu besuchen, Praxisstunden zu leisten etc. – allein ist dies neben den alltäglichen Pflichten nicht zu bewältigen. Diesen tatsächlichen Stundenaufwand habe ich stark unterschätzt. Gute Planung ist hier das A und O.

Der Faktor, welcher mich immer wieder antreibt, dabeizubleiben, sind meine Klassenkameradinnen. Der Zusammenhalt dieser Gruppe und das gemeinsame Ziel geben mir immer wieder aufs Neue Motivation und Antrieb. Sich mit so vielen interessanten Menschen auszutauschen, zu lachen und ganz besondere Momente miteinander zu erleben, ist etwas besonders Wertvolles.  

Natürlich bin ich auch sehr stolz auf mich, den Weg bereits bis zum zweiten Studienjahr geschafft zu haben und meinem Traumberuf immer näher zu kommen."

"Ich habe für mich durch die Ausbildung zur Erzieherin meinen Traumberuf gefunden und in meinen Mitstudentinnen einen Freundeskreis."
Birgit, Quereinsteigerin in den Erzieherberuf

Birgit, 44:

„Mein Name ist Birgit, ich bin 44 Jahre alt und mache derzeit die Teilzeitausbildung zur Erzieherin an der Caritas Fachakademie für Sozialpädagogik in Weiden. Ich bin Quereinsteigerin und habe mich 2020, nachdem ich den Beruf des Reha-Lehrers für Blinde kennenlernte, informiert, welche Möglichkeiten ich habe, um diesen erlernen zu können. Grundvoraussetzung hierfür ist eine Erzieherausbildung. Nach kurzer Recherche war ich überrascht, dass mir dieser Weg durch die neu geschaffene Teilzeitausbildung zur Erzieherin tatsächlich möglich ist.

Während des Vorkurses, in welchem wir uns das Wissen des ersten Studienjahres aneigneten, versuchte ich, bereits Erfahrungen im näheren pädagogischen Umfeld zu sammeln, zum Beispiel als Schulassistentin in einer Förderschule. Selbst organisiertes Lernen musste ich mir erst erarbeiten, die dafür nötigen Strukturen schaffen und vor allem die Zeiten fürs Erarbeiten des Stoffes wirklich einzuhalten, war am Anfang nicht einfach. Gut geholfen hat mir die Lerngruppe mit Kolleginnen aus dem Studiengang, da wir uns regelmäßig online zum Wissensaustausch getroffen haben.

Das Studium in Teilzeit ist sehr anspruchsvoll und ich hatte den Zeitaufwand dafür gewaltig unterschätzt. Vielen Mitstudierenden geht es derzeit ebenso wie mir, jedoch sind wir als Teilzeitklasse inzwischen sehr gut miteinander vernetzt und organisiert und die Klassengemeinschaft unterstützt und berät sich gegenseitig. Dieser Zusammenhalt sowie das Wissen in etwas mehr als einem Jahr mit dem Anerkennungsjahr starten zu können und pädagogisch arbeiten zu dürfen, sind es für mich wert, diese Mühen auf mich zu nehmen.  Denn ich habe für mich durch die Ausbildung zur Erzieherin meinen Traumberuf gefunden und in meinen Mitstudentinnen einen Freundeskreis.“

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