Vor 1000 Jahren lebte Wolfgang von Regensburg. Warum das bis heute bedeutsam ist, erfuhren hunderte Mitarbeitende der Caritas kürzlich in der Basilika St. Emmeram – am Tag der Caritas im Rahmen der Wolfgangswoche.
Kann einer, der verzichtet, davon profitieren? Wenn jemand teilt, ist es dann möglich, dass er nachher mehr hat als zuvor? Wer die Predigt des Caritasvorsitzenden Michael Dreßel in der Basilika St. Emmeram hörte, bekam darauf Antworten.
Es war der Tag der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas. Jährlich feiert die katholische Kirche im Bistum Regenburg diesen Tag im Rahmen der Wolfgangswoche. Die Wolfgangswoche erinnert an den Schutzpatron der Diözese: den heiligen Wolfgang (924 – 994). Er war es, der verzichtete und davon profitierte; der teilte und sich damit bereicherte.
Zum Tag der Caritas kamen rund 200 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende in die Basilika St. Emmeram. Die Messe zelebrierten Caritasvorsitzender Domkapitular Michael Dreßel, Caritasdirektor Michael Weißmann und der Seelsorger des Caritas-Krankenhaus St. Josef, Pfarrer Herbert Steinbeck. Es war nicht der erste Tag der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Caritas, aber doch ein besonderer: der erste nach zwei Jahren Coronapause und der einzige im Jubiläumsjahr. Der Caritasverband für die Diözese Regensburg feiert am 26. Juli seinen 100. Geburtstag.
„Das ist ein Anlass zum Feiern, ein Anlass zum Dank − und ein Anlass, um darüber nachzudenken, was die Arbeit der Caritas ausmacht“, sagte Dreßel. Er spannte den Bogen vom Wirken des heiligen Wolfgang vor 1000 Jahren über die Gründung der Caritas Regenburg vor hundert Jahren bis hin zur Caritasarbeit heute.
„Sehen – Urteilen – Handeln: Darin ist uns der heilige Wolfgang auch heute noch, 1000 Jahre nach seinem Tod, Vorbild und Wegweiser.“
Das Leben und Handeln des Bischofs Wolfgang von Regensburg zeichnete sich durch einen „Dreischritt“ aus, sagte Dreßel: Zunächst nahm er die Zeichen der Zeit wahr. Darauf basierend bildete er sich ein Urteil. Dieses veranlasste ihn schließlich zum entschlossenen Handeln. Der heilige Wolfgang war im frühen Mittelalter, von 972 bis 994, Bischof von Regensburg. Das, was ihn auszeichnet, wirkt bis heute. Dreßel: „Sehen – Urteilen – Handeln: Darin ist uns der heilige Wolfgang auch heute noch, 1000 Jahre nach seinem Tod, Vorbild und Wegweiser.“
Gegen viel Widerstand und trotz heftiger Kritik verzichtete Wolfgang von Regensburg auf die Abtwürde des Klosters St. Emmeram. Nur durch den Verzicht war es ihm möglich, seine bischöflichen Aufgaben voller Hingabe zu erfüllen. Wolfgang ließ aber noch mehr los: Sein Bistum reichte damals bis weit ins heutige Tschechien hinein. Der Bischof verzichtete auf seine böhmischen Gebiete – und markierte damit die Anfänge des Bistums Prag. Ein Gewinn für alle Beteiligten.
Was aber waren die Kriterien für das mutige Handeln des 1052 Heiliggesprochenen? Wie Dreßel in seiner Predigt verriet, besann sich Wolfgang von Regensburg zeitlebens auf die Benediktustregel: „Ganz besondere Aufmerksamkeit soll man der Aufnahme von Armen und Pilgern schenken; denn in ihnen wird mehr als in anderen Christus aufgenommen.“ Dies sei auch das Fundament, auf dem die Caritasarbeit stehe, sagte Dreßel.
„Indem Gott sich mir zuwendet, empfange ich den Impuls, mich dem anderen, dem Nächsten, gerade dem Nächsten in Not zuzuwenden. Das ist das Fundament caritativen Handelns – egal zu welcher Zeit, egal an welcher Stelle."
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verschärften sich im Zuge der Industrialisierung die sozialen Probleme. Die Industrialisierung brachte nicht nur Fortschritt, sondern auch Entfremdung und Armut für einen großen Teil der Bevölkerung. „Es waren wache Christinnen und Christen, die die Zeichen der Zeit wahrnahmen, sich ein Urteil bildeten und entschlossen handelten“, sagte Dreßel. Sowohl Ordensgemeinschaften als auch katholische Laien verschrieben sich dem Dienst für die Ärmsten. Als sich mit dem Ersten Weltkrieg die soziale Not „unsäglich zuspitzte“, bündelten sich die Initiativen und Gruppen im Jahr 1922 unter einem Dach: dem Diözesan-Caritasverband Regensburg.
Hundert Jahre nach dieser Gründung feierten nun Mitarbeitende der Caritas aus dem Bistum Regensburg im Rahmen der Wolfgangswoche den Tag der Caritas. Bis heute sind sie getragen vom Gründungsgeist. Die Caritas sei ihrem Selbstverständnis nach „nicht einfach eine Variante im allgemeinen Wohlfahrtswesen", sagte Dreßel. Sondern, wie es die die deutschen Bischöfe formulierten, die „genuin religiöse Antwort auf die Liebe Gottes in Christus Jesus.“ Warum tut die Caritas, was sie tut? Dreßel: „Indem Gott sich mir zuwendet, empfange ich den Impuls, mich dem anderen, dem Nächsten, gerade dem Nächsten in Not zuzuwenden. Das ist das Fundament caritativen Handelns – egal zu welcher Zeit, egal an welcher Stelle."
Zusatzinfo: Das ist die Wolfgangswoche
Vom 18. bis 26. Juni feiert das Bistum Regensburg seinen Patron, den heiligen Wolfgang. Zum ersten Mal seit langem fand die „Wolfgangswoche“ nicht ausschließlich in Regensburg statt, sondern auch in einer der acht Regionen des Bistums. Als Ort wurde Tirschenreuth ausgewählt. Der Schrein mit den Reliquien des Bistumspatrons wurde zum Auftakt aus der Wolfgangskrypta in der Basilika Sankt Emmeram nach Tirschenreuth gebracht. Indem der Eröffnungsteil der Wolfgangswoche in die Fläche der Diözese gebracht wurde, wollte das Bistum mehr Gläubige ansprechen. Den Höhepunkt der Feierwoche bildete die Priesterweihe am Samstag, 25. Juni, im Regensburger Dom Sankt Peter.
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