Über die Trauer nach Suizid

13.11.2022


Über die Trauer nach Suizid

Wer einen Menschen durch Suizid verloren hat, trauert anders. Die Hinterbliebenen quälen neben Sehnsucht und Trauer manchmal auch Vorwürfe und Schuldgefühle. Die Beratungsstelle Horizont hilft den Betroffenen - und veranstaltet heute, am Sonntag, 13. November, einen Gottesdienst für Hinterbliebene nach Suizid.

„Die Trauer schmerzt, aber sie ist ein natürlicher Prozess“, sagt die Psychologin Elfriede Heller. Die Trauer ermögliche es auch, schließlich wieder eine Balance zu finden zwischen Gedenken und Alltag. (Symbolbild: unsplash.com)

Etwa 10 000 Menschen in Deutschland sterben jährlich durch Suizid. Zurück bleiben Eltern, Kinder, Partner und Freunde – fassungslos, ratlos und oft sehr allein. Am Sonntag, 13. November, um 17 Uhr veranstaltet die Beratungsstelle Horizont von Caritas und Diakonie daher einen Gottesdienst für Hinterbliebene nach Suizid. Der Gottesdienst findet in der Kirche St. Franziskus in Burgweinting statt. Im Anschluss ist im Pfarrheim Gelegenheit zum Gespräch. Den Gottesdienst bereiten vor: die Beratungsstelle Horizont, die Seelsorge im Bezirksklinikum sowie die Seelsorge für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen.

„Die Nachricht von einem Suizid löst immer einen Schock aus“, erklärt Elfriede Heller, eine von vier Psychologinnen und Psychologen bei der Beratungsstelle Horizont. „Das Ausmaß des Geschehenen ist nicht zu fassen.“ Im ersten Moment sei es das Gleiche wie die Nachricht von einem plötzlichen Todesfall. Doch ist die Trauer der Hinterbliebenen eines Menschen, der sich selbst getötet hat, eine andere als die von Angehörigen, die jemanden etwa durch einen Unfall verloren haben. 

Die Hinterbliebenen kämpfen mit widersprüchlichen Gefühlen, die eine Trauer überlagern können, weiß Anne Komorek-Magin, ebenfalls Psychologin bei der Beratungsstelle Horizont. „Viele verstehen nicht, wie ihnen ein geliebter Mensch so etwas antun konnte.“ Die Hinterbliebenen empfinden Trauer und Sehnsucht, zugleich aber auch tiefe Verunsicherung, Scham, Schuldgefühle und mitunter Wut. „Dieses Empfinden ist normal und ein wichtiger Bestandteil in der Trauerarbeit“, sagt die Psychologin. 

Was bringt jemanden dazu, sich das Leben zu nehmen? Die Psychologinnen sind sich einig, dass es zumeist viele Gründe sind – oftmals steckt aber eine schwere Depression oder eine andere psychische Erkrankung dahinter. Dazu kämen auslösende Faktoren, wie eine Kündigung, ein Todesfall oder eine Trennung vom Partner. „Es gibt nicht die eine Ursache, sondern mehrere.“ Die Betroffenen müssten akzeptieren, dass sie die Gründe für den Suizid nie ganz klären könnten. Erst dann könne die Trauer in den Vordergrund rücken. 

Die Trauerarbeit nach einem Suizid laufe in mehreren Phasen ab. Anfangs gehe es um das Weitermachen, um das Überleben. Erst nach und nach könnten Gefühle wie Scham, Schuld, Verunsicherung oder Wut aufgearbeitet werden und eine Bewältigung beginnen. „Die Trauer schmerzt, aber sie ist ein natürlicher Prozess“, sagt Heller. „Die Hinterbliebenen dürfen ihrer Seele trauen.“ Die Trauer ermögliche es auch, schließlich wieder eine Balance zu finden zwischen Gedenken und Alltag. Rituale könnten helfen, aber auch die tägliche Arbeit, das Treffen von Freunden, das „normale Leben“, kurzum: die Ablenkung. Und nicht zuletzt sei eines ganz besonders wichtig: „Die Hinterbliebenen sollten versuchen, sich selbst Gutes zu tun. Wann sonst hätten sie dies verdient - wenn nicht jetzt?“

Dem Leben wieder Freude und Hoffnung entgegenbringen: Diesen Ansatz verfolgt die Beratungsstelle Horizont auch mit dem Gottesdienst und dem anschließenden Beisammensein am kommenden Sonntag. 

Das Team der Beratungsstelle Horizont (v.li.): Olivia Mantwill, Verwaltungsfachkraft, und das Psychologenteam mit Elfriede Heller, Anne Komorek-Magin und Georg Sammüller. Die Leiterin der Beratungsstelle, Antje Lange, ist nicht im Bild. (Foto: Schophoff)

Zusatzinfo 1: Beratungsstelle Horizont - Suizidprävention und Hilfe für Hinterbliebene

(0941) 58181 – das ist die Nummer, die Leben retten kann. Wer sie wählt, landet bei der Beratungsstelle Horizont von Caritas und Diakonie in Regensburg. Menschen, die Suizidgedanken haben, oder Menschen, die einen Angehörigen durch Suizid verloren haben, bekommen dort professionelle Hilfe. Über 500 Menschen wenden sich jährlich an die Beratungsstelle, darunter auch Hinterbliebene. Für die Beratungsstelle Horizont arbeiten vier hauptamtliche Diplom-Psychologinnen und Diplom-Psychologen. Sie beraten telefonisch oder im persönlichen Gespräch – kostenfrei, unbürokratisch und auf Wunsch anonym. Das Büro der Beratungsstelle Horizont liegt in der Hemauer Straße 8 in Regensburg. Mehr Informationen im Netz: Wenn alles hoffnungslos scheint (caritas-regensburg.de)

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