Unter Leuten

02.06.2022


Unter Leuten

Im Caritas Alten- und Pflegeheim St. Emmeram in Geisenfeld leben derzeit rund 60 Seniorinnen und Senioren. Eigentlich hat die Einrichtung 80 Wohnplätze, doch aufgrund von fehlendem Personal können nicht alle Plätze belegt werden. Im Interview spricht die Einrichtungsleiterin Tanja Wocheslander über das Wohnen im Alten- und Pflegeheim in Zeiten des Fachkräftemangels

Die Einrichtungsleiterin Tanja Wocheslander mit ihrer Bewohnerin Franziska Hasler. Foto: Caritas Regensburg

Wer wohnt bei Ihnen? 

Tanja Wocheslander: In unserem Caritas Alten- und Pflegeheim St. Emmeram in Geisenfeld haben wir 80 Betten. Derzeit leben bei uns aber nur 62 Seniorinnen und Senioren. Die Belegungszahlen richten sich nach dem vorhandenen Personal. Und da uns − genau wie jedem anderen Altenheim derzeit auch – Fachkräfte fehlen, können wir unser Haus nicht voll belegen. Bei uns wohnen Menschen mit, aber teils auch ohne Pflegegrad. Allerdings haben wir keinen beschützenden Wohnbereich, sprich: Menschen, die von Demenz mit sogenannter Hinlauftendenz betroffen sind, können bei uns nicht einziehen. 

Welchen Herausforderungen begegnen Sie im Einrichtungsalltag? 

Der Personalmangel ist ein riesiges Problem. Unsere Warteliste ist ewig lang. Wir haben täglich 20 Anrufer von Angehörigen, die einen Platz für ihre pflegebedürftige Mutter oder den pflegebedürftigen Vater suchen. Und ich muss allen sagen, dass wir derzeit keine Bewohnerinnen oder Bewohner mehr aufnehmen können. Ich kann nicht einmal mehr den Nachbarn des Altenheimes einen Platz anbieten. 

Natürlich belastet uns auch nach wie vor die Corona-Situation. Aufgrund der einrichtungsbezogenen Impfpflicht verliere ich eventuell weitere Pflegefachkräfte. Zudem fällt über die Dokumentation, die mit der Pandemie zusammenhängt, sehr viel bürokratische Arbeit an. Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren in der Pflege und ich liebe diesen Beruf. Doch Corona und der Personalmangel machen uns wirklich zu schaffen. 

Wie wohnen die Seniorinnen und Senioren, die einen der begehrten Plätze haben, bei Ihnen? 

Wir haben sehr schöne Zimmer, 72 Einzelzimmer und vier Doppelzimmer. Unsere Bewohner und Bewohnerinnen dürfen sich die Zimmer selbst einrichten. Franziska Hasler beispielsweise wohnt seit über vier Jahren bei uns in einem Doppelzimmer. Sie hat sich sogar ihre eigene Matratze mitgebracht. Sie sitzt gerne auf der Terrasse und rätselt. Sie sagt immer, sie löst lieber Rätsel statt Pralinen zu essen. Heute Morgen war sie bereits im Singkreis, später ist noch Gymnastik. Die Menschen, die hier leben, sind aktiv und knüpfen wieder Freundschaften. Das ist wunderbar mitzuerleben. 

Was raten Sie Menschen, die einen Platz im Alten- und Pflegeheim suchen? 

Ich kann wirklich nichts raten, da es auch in den anderen Einrichtungen sehr schwierig ist, einen Platz zu bekommen. Man muss vielleicht weite Wege in Kauf nehmen und wirklich bei allen Einrichtungen im Umkreis von 100 Kilometern anfragen. 

Was tun Sie gegen den Fachkräftemangel? 

Der beste Weg ist, selbst auszubilden. Wenn wir Pflegehelfer haben, ermuntern wir sie, die Ausbildung zur Fachkraft zu machen. Wir halten Kontakt zu den Schulen in der Umgebung und wir bemühen uns auch um Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Die Caritas ist ein guter Arbeitgeber. Der Lohn für Pflegefachkräfte orientiert sich am Tarifvertrag im öffentlichen Dienst und liegt sogar leicht darüber. Es gibt eine zusätzliche Altersvorsorge, Urlaubs- und Weihnachtsgeld und die Möglichkeit, sich regelmäßig fortzubilden. Die Pflegequalität in unserem Haus ist top. Das überzeugt. 

Zur Person: Tanja Wocheslander leitet seit 2015 das Caritas Alten- und Pflegeheim St. Emmeram in Geisenfeld. In der Pflege arbeitet sie seit über zwanzig Jahren: 1999 hat sie, ebenfalls bei der Caritas, ihre Ausbildung zur Fachkraft gemacht und sich in ihrer beruflichen Laufbahn erst zur Pflegedienstleiterin, dann zur Einrichtungsleiterin fortgebildet. 

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