Vom Schwesternwohnheim zur Pflegestation

12.10.2022


Vom Schwesternwohnheim zur Pflegestation

Was mit vier Nonnen auf Mopeds begann, ist heute ein professioneller Pflegedienst: Die Caritas Sozialstation in Grafenwöhr feierte mit einem Tag der offenen Tür ihren 45. Geburtstag. Und auch die etwas jüngere Tagespflege stellte zum 5. Geburtstag ihr Angebot vor – wie „Tanzen im Sitzen“ oder „Ratschkathlnachmittage“.

Pflegedienstleitung Johanna Schüller informierte Eschenbachs Bürgermeister Marcus Gradl und Stadträtin Dr. Sabine Schultes über die Anfänge der Sozialstation Grafenwöhr. Fotos: Veronika Schlosser

Reger Andrang herrschte am Samstag, den 17. September, am Alten Weg: Grund dafür war der Tag der offenen Tür der Caritas Grafenwöhr. Diese lud anlässlich des 45-jährigen Bestehens der Sozialstation und 5 Jahre Tagespflege in ihre Räumlichkeiten ein. Die Mitarbeitenden stellten an diesem Tag die ambulante Pflege, die hauswirtschaftliche Versorgung sowie Angebote für Pflegende Angehörige vor.

Viele Besucher nutzten die Möglichkeit sich selbst von den einladenden Räumen der Tagespflege zu überzeugen und auch einmal einen Blick ins 2012 umgebaute ehemalige Wohnheim der Niederbronner Schwestern zu werfen. Nach dem Weggang der Schwestern aus Grafenwöhr rief 1977 Monsignore Ludwig Schmidt die Sozialstation ins Leben. Wo früher vier Schwestern, teilweise sogar auf Mopeds, die Patienten in und um Grafenwöhr versorgten, waren es zehn Jahre später schon 13 Krankenschwestern, die sich um das Wohlergehen der 70 Patienten kümmerten. Vielen Grafenwöhrern ist Schwester Balduina, die mit ihrem VW Golf die Patienten aufsuchte, noch ein Begriff. Heute beschäftigt die Caritas Grafenwöhr 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die 320 Seniorinnen und Senioren im westlichen Landkreis von Kirchenthumbach bis Kohlberg ambulant versorgen – selbstverständlich sind sie mittlerweile in PKWs unterwegs. Auch die beiden Bürgermeister aus Eschenbach und Grafenwöhr sowie Kaplan Raveendra Reddy Ponnapati nutzten den Tag der offenen Tür, um bei der Caritas vorbeizuschauen. Edgar Knobloch überraschte Pflegedienstleitung Johanna Schüller sogar noch mit einer großzügigen Spende. „Für die tolle Arbeit, die ihr hier macht“, so Grafenwöhrs Stadtoberhaupt.

Die Pflegedienstleitungen und Kreis-Caritasgeschäftsführer stellten am Tag der offenen Tür die Dienstleistungen der Caritas vor (v.l.): Marcus Gradl, Bürgermeister von Eschenbach, Edgar Knobloch, Bürgermeister von Grafenwöhr, Nadine Brüderer und Johanna Schüller, Caritas Grafenwöhr, Daniel Bronold, Kreiscaritasgeschäftsführer, Kaplan Raveendra Reddy Ponnapati.

Im Erdgeschoss der ehemaligen Wohnräume der Schwestern ist mittlerweile die Tagespflege untergebracht. Wenn auch nichts mehr an das ehemalige Schwesternheim erinnert, so denkt man bei den Räumen eher an ein gemütliches Wohn- und Esszimmer, in dem gemeinsam gekocht, getanzt oder gesungen wird. Die ehemalige Kapelle wurde zu einem Ruheraum mit Tagesbetten umfunktioniert, in dem die Gäste die Möglichkeit zur Entspannung, zum Mittagsschlaf, für Handmassagen oder Kosmetikbehandlungen haben. Selbstverständlich ließen sich auch viele Gäste der Tagespflege die Feierlichkeiten nicht entgehen. „Jetzt komme ich schon seit sieben Jahren mehrmals die Woche hierher, aber langweilig wurde es noch nie“, so ein älterer Herr mit einem süffisanten Grinsen, der zuvor schon die Betreuungsgruppe besuchte, quasi den Vorläufer der Tagespflege. „Unser Urgestein“ wie ihn Schwester Andrea liebevoll nennt. Für Kurzweile sorgen die 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem abwechslungsreichen Programm. Von „Tanzen im Sitzen“ bis hin zu Strickrunden oder „Ratschkathlnachmittagen“ ist hier täglich etwas geboten. Neues entsteht auch im Garten der Caritas Grafenwöhr: seit kurzem gibt es ein Bushäuschen für die Gäste der Tagespflege, die mit dem Fahrdienst von Zuhause abgeholt werden. Für das gemeinsame „Garteln“ wird ein Sinnesgarten mit Duftkräutern, Blumen und Insektenhotel neu angelegt.

In den oberen Räumlichkeiten der Sozialstation konnten sich die Besucherinnen und Besucher ein Bild von den umfangreichen Dienstleistungen der Sozialstation machen. Von Hauswirtschaft, Betreuungsmöglichkeiten, Diabetes- und Wundversorgung über Notrufsysteme informierten die Pflegekräfte die vielen interessierten Besucher. Zudem stellten sie die unterschiedlichen Angebote für Pflegende Angehörige vor: von Demenzberatung über Schulungen oder Angehörigengruppen finden diese Unterstützung bei der Caritas.

Ebenfalls hatte man im Obergeschoss die Möglichkeit mit Praxisanleiterinnen und -anleitern ins Gespräch über die generalistische Pflegeausbildung zu kommen oder die Caritas Grafenwöhr als familienfreundlichen Arbeitgeber kennenzulernen. Selbst Michael Wittmann, Geschäftsführer der Vereinigung der Pflegenden in Bayern und Vorstandsmitglied Stefanie Schlieben ließen es sich nicht nehmen und reisten extra aus München an, um die beitragsfreie Interessenvertretung der Pflegeberufe an diesem Tag vorzustellen. Selbstverständlich kam auch das leibliche Wohl nicht zu kurz: In der Turnhalle des Kindergartens konnten die Besucherinnen und Besucher Kaffee und Kuchen oder eine leckere Pizza von Florian’s Holzofen Spezialitäten frisch aus dem Rohr genießen.

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