Von der Trinkerfürsorge zum Public-Health-Ansatz

08.02.2022


Von der Trinkerfürsorge zum Public-Health-Ansatz

Marion Santl, Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme
"Es gilt nicht mehr das Abstinenz-Paradigma. Unterschiedliche Menschen brauchen unterschiedliche Lösungen."
– Marion Santl, Leiterin der Caritas-Fachambulanz in Regensburg

1928.

1960.

1968.

2022.

Diese Jahre bedeuten Meilensteine für die Entwicklung der Suchthilfe der Caritas Regensburg. „Es ist unglaublich viel passiert. Und doch ist der Bedarf noch immer höher, als wir ihn abdecken können“, sagt Marion Santl, Leiterin der Fachambulanz für Suchtprobleme in Regensburg und Leiterin des Referats Suchthilfe beim Diözesan-Caritasverband.

1928: Dieses Jahr markiert den Start der Caritas-Suchthilfe in Regensburg. Die Schwestern des Dritten Ordens eröffneten eine Beratungsstelle für Menschen mit Alkoholproblemen. Ihrem Hilfsangebot gaben sie den Namen „Trinkerfürsorge“.

Protokoll einer langjährigen Suchtspirale Anfang der 1920er Jahre

1960: In diesem Jahr professionalisiert sich die Beratungsstelle. Fachkräfte ersetzen die ehrenamtlich arbeitenden Schwestern.

1968: Die Abhängigkeit von Alkohol wird als Krankheit anerkannt. Ende der 60er-Jahre wächst zudem das Hilfsangebot im Bereich der Caritas-Suchthilfe in Regensburg: Auch Tabakkonsum und der Konsum illegaler Substanzen werden zum Gegenstand der Beratungen, sowohl für Betroffenen als auch für deren Angehörige.

2022: Der Caritasverband für die Diözese Regensburg feiert sein 100-jähriges Bestehen. Die Suchthilfe hat sich zu einem bedeutenden Teil der Caritasarbeit in Ostbayern entwickelt: Sie umfasst heute zwölf Fachambulanzen in der Oberpfalz und in Niederbayern, die Fachklinik Haselbach, die Adaptionseinrichtung START sowie die regionalen Selbsthilfegruppen des Kreuzbundes.

Helmut Würzl und Celine Schulz-Fähnrich aus dem Caritas-Beraterteam

„Mittlerweile stehen nicht mehr nur Abhängigkeiten im Fokus, sondern im Sinne eines Public-Health-Ansatzes auch die Reduktion bei riskantem Trink- und Konsumverhalten“, sagt Santl. Der Klient oder die Klientin und ihre jeweils realistisch erreichbaren Ziele stehen im Mittelpunkt. Santl: „Es gilt nicht mehr das Abstinenz-Paradigma. Wir öffnen uns einer zieloffenen Suchthilfe. Die totale Enthaltsamkeit ist nicht länger das Ziel aller Wege.“ Es gehe vielmehr um individuelle Ziele. „Unterschiedliche Menschen brauchen unterschiedliche Lösungen.“

Die Suchthilfe ist dementsprechend breit aufgestellt: Das Programm SKOLL hilft Betroffenen, ihren Konsum selbst einzuschätzen und Schritt für Schritt zu reduzieren. Mit dem Projekt mindzone leisten Mitarbeitende der Suchthilfe Präventionsarbeit auf Festivals und in Clubs. Die MPU-Beratung unterstützt Menschen, ihre Fahrerlaubnis wiederzuerlangen. Und in der Ambulanten Therapie helfen Fachkräfte Betroffenen, ohne dass diese ihren Alltag wegen eines stationären Rehaaufenthaltes verlassen müssen.

Ob Alkohol oder exzessiver Medienkonsum – alles hat in der Caritas-Suchthilfe Platz. Streetwork sowie externe Suchtberatung in den JVAs bilden darüberhinaus niedrigschwellige Hilfen ab. Ein roter Faden zieht sich aber durch alles, was die Suchthilfe leistet. „Die Basis ist und bleibt die Beratung und Begleitung von Ratsuchenden.“ Wie damals bei der Trinkerfürsorge, wo alles begann.

Weitere Infos gibt es hier: Abhängigkeiten überwinden (caritas-regensburg.de.

Werbeplakte der Suchthilfe aus der Festzeitaschrift zu "75 Jahre Suchtkrankenhilfe der Caritas in der Diözese Regensburg"

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