Die Caritas-Schwangerschaftsberatung berät auch Menschen, die ungewollt kinderlos sind. Im Interview spricht Christine Schobert, Beraterin in Weiden, über die emotionalen Belastungen der Paare und über Hilfen, einen Weg aus der Krise zu finden.
Ihr Beratungsangebot mit dem Schwerpunkt Kinderwunsch ist neu. Welches Ziel hat die Beratung?
Christine Schobert: In den vergangenen Jahren ist das Thema unerfüllter Kinderwunsch mehr in den Blickpunkt der Fachwelt und der Öffentlichkeit getreten. Denn Kinderkriegen ist nur scheinbar die natürlichste Sache der Welt. Wenn eine gewünschte Schwangerschaft lange auf sich warten lässt, sind viele Paare verunsichert. Betroffene beschreiben die unfreiwillige Kinderlosigkeit und die damit verbundenen emotionalen Belastungen nicht selten als tiefgreifende Krise in ihrem Leben. Die moderne Reproduktionsmedizin kann heute vielen Paaren helfen, auch ist der Besuch einer Kinderwunschpraxis für viele Menschen kein Tabu mehr. Aber die Behandlung an sich kann eine Belastung sein – und alles, was damit einhergeht. Die psychosoziale Beratung stellt geeignete Orientierungs-, Entlastungs- und Unterstützungsangebote für die individuelle Lebenssituation der Frauen und Männer mit Kinderwunsch zusammen. Wir wollen Paaren einerseits fachliche Informationen und Aufklärung bieten, andererseits aber auch ihren Ängsten, Wünschen und Unsicherheiten genug Raum geben.
Also beraten Sie nicht ausschließlich Frauen, auch Männer und Paare können sich an Sie wenden?
Das Angebot steht allen Ratsuchenden offen. Frauen sind oft früher bereit, über Probleme zu sprechen und sich beraten zu lassen. Männer gehen mit Belastungen häufig anders um, was aber nicht heißt, dass sie weniger belastet wären. Die Thematik unerfüllter Kinderwunsch betrifft grundsätzlich beide Partner. Im Rahmen der Beratung ist es daher wichtig, die Gefühlswelt und Sichtweisen von Mann und Frau gleichwertig in den Blick zu nehmen und ihre jeweiligen Fragen zu beantworten. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen Männer den Bedarf früher wahrnehmen und Hilfe in der Beratungsstelle suchen.
Sie haben eine Fortbildung zum Thema Kinderwunsch absolviert und in einer Kinderwunschpraxis hospitiert. Was haben die Patienten dort am meisten gebraucht?
Im Rahmen meiner Fortbildung lernte ich unter anderem die medizinische Seite des Kinderwunsches kennen. Dabei habe ich einen Einblick bekommen, was es für Paare bedeutet, ihrem Kinderwunsch durch Reproduktionsmedizin näher zu kommen. Auch wenn Ärzte und medizinische Fachangestellte sehr bemüht und patientenorientiert waren, stehen für sie doch die medizinischen Aspekte und Abläufe im Vordergrund. Für längere Gespräche, um etwa die emotionalen Belastungen der Patienten aufzufangen, fehlt im Praxisablauf oft die Zeit. Dabei sind die Behandlungsschritte und ihre Folgen sowohl für den Körper als auch für die Psyche – und nicht zuletzt die Paarbeziehung – eine Herausforderung. Dennoch: Nicht alle Paare in Kinderwunschbehandlung benötigen eine psychosoziale Unterstützung. Schließlich geht jede und jeder damit anders um. Dennoch sollten die Patienten die Möglichkeit haben, sich eine begleitende Unterstützung zu holen, wenn sie es brauchen. In den jeweiligen Praxen wird das psychosoziale Angebot auch aktiv vorgestellt.
Wie können Sie Frauen hier konkret helfen?
Die psychosoziale Beratung zielt darauf ab, grundsätzlich Raum zu geben – für alle belastenden Themen, die mit dem unerfüllten Kinderwunsch verbunden sind. Erstmal müssen sie sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sich der Kinderwunsch nicht mühelos einstellt. Im nächsten Schritt geben wir Informationen über medizinische Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin, sofern dies in Betracht gezogen wird. Wir verweisen an die entsprechenden Fachleute. Wenn ein Paar sich für eine Behandlung entscheidet, helfen wir, die damit verbundenen Belastungen zu tragen und gemeinsam eine Art Fahrplan durch diese oft schwierige Zeit zu entwickeln. Hierzu gehört es auch, individuelle Grenzen auszuloten. Auch der Umgang mit dem sozialen Umfeld ist ein häufiges Thema: Zum Beispiel, wie reagiere ich auf Fragen wie „Wann ist es denn bei euch soweit?“. Außerdem können Paarkonflikte entstehen, die besprochen werden sollten. Auch nach der Behandlung sind wir für die Paare da. Oder wenn sich Paare vom Kinderwunsch verabschieden müssen: Wir begleiten sie in ihrer Trauer, klären über Alternativen, wie zum Beispiel Adoption, auf oder helfen bei der Suche nach einem individuellen Plan B. Insgesamt geht es darum, Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch in verschiedenen Phasen zu begleiten, sie emotional zu entlasten und mit ihnen individuelle Bewältigungsstrategien zu erarbeiten sowie diese auch umzusetzen.
Kontakt: Caritas-Schwangerschaftsberatung in Weiden und Onlineberatung
Die Caritas-Schwangerschaftsberatung in der Heinrich-von-Kleist-Straße 14 in Weiden ist telefonisch erreichbar unter (0961) 401 82 280 oder unter weiden@caritas-schwangerschaftsberatung.de. Die Öffnungszeiten der Beratungsstelle sind Montag bis Donnerstag 8 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr und 13 bis 15 Uhr. Abendsprechstunden sind donnerstags von 16 bis 17.30 Uhr.
Weitere Informationen: Sprechzeiten Schwangerschaftsberatungsstelle Weiden
Zur Onlineberatung geht es hier: Online-Beratung der Schwangerenberatung
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