Weil es normal ist, verschieden zu sein

10.03.2022


Weil es normal ist, verschieden zu sein

Die Junge OBA im Westbad mit Heilerziehungspfleger Jan Stöckl (re.) Foto: Schophoff

Im Westbad sind die Wellen los und Verena Hamerl ist nicht aufzuhalten. Die junge Frau hat das Downsyndrom und ist an diesem Abend gemeinsam mit der Jungen OBA, einer Freizeitgruppe der Offenen Behindertenarbeit der Caritas, im Regensburger Westbad. Seit knapp 20 Jahren kommt sie einmal wöchentlich zur Jungen OBA. Sie schmeißt sich in die Fluten, taucht unter den Wellen hindurch, wieder auf, wirbelt weiter.

In Deutschland leben mindestens 13 Millionen Menschen, die eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung oder Behinderung haben, etwa 50 000 davon mit dem Downsyndrom. Kein Grund, nicht teilzuhaben ­– an der Gesellschaft, an Bildung, an Arbeit, an Freizeit. Dieser Inklusionsgedanke steht auch hinter der Offenen Behindertenarbeit (OBA) der Caritas.

„Wir sind schon ein Hingucker“, sagt der Heilerziehungspfleger Jan Stöckl und taucht ab ins Warmwasserbecken. Er betreut die Junge OBA, entwickelt das Programm und begleitet die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Reaktionen auf ihn und seine Gruppe ordnet er irgendwo zwischen „akzeptiert und geduldet“ ein.

Im Jahr 2008 trat die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft. Darin verankert ist das Ziel, „Menschen mit Behinderungen eine gleichberechtigte Teilhabe am politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen“. Kurzum: Jeder hat das Recht, dabei zu sein. Weil es normal ist, verschieden zu sein. Berührungsängste zwischen sogenannten Behinderten und Nichtbehinderten entgehen Stöckl dennoch nicht. 

Seit knapp 20 Jahren beschäftigt sich Jan Stöckl fast täglich mit den Anliegen von Menschen mit Behinderung. Bei der Caritas schult er mitunter den Nachwuchs und gibt sein Wissen an die Ehrenamtlichen bei der OBA weiter. Autismus beispielsweise sei nicht gleich Autismus. Es gebe ein breites Spektrum an autistischen Ausprägungen, von Behinderung würde er da gar nicht sprechen, eher von einer „seelischen Störung“. 

Eigentlich hatte Stöckl nach der Schule Industriekaufmann gelernt, aber: „Ich war kein guter Kaufmann“. Er lernte also erneut einen Beruf, diesmal Heilerziehungspfleger. Deutlich mehr als aus Bilanzen hat er seither von den Menschen gelernt, mit denen er arbeitet: "Offen zu sein. Das Leben so zu nehmen, wie es kommt. Freundschaften zu schätzen. Den Moment zu leben." Wie Verena Hamerl.

Sie strandet auf den hellblauen Fliesen, ruht kurz aus und lässt sich vom seichten Wasser wie ein Seestern tragen. Dann springt sie wieder auf, startet von vorne, hüpft über die Wellen der Westbadbrandung, ist mittendrin.

Zusatzinfo: Das ist die Junge OBA der Caritas Regensburg

Immer donnerstags (außer in den Schulferien), von 18 bis 20 Uhr, treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jungen OBA. Sie gucken Spielfilme beim Kinoabend, wetteifern bei Brettspielen, machen Lagerfeuer am Baggersee, gehen zum Schwimmen oder zum Bowlen. Während der Corona-Pandemie musste die Junge OBA eine Zeitlang pausieren. Doch seit Mitte 2021 treffen sich alle wieder, in kleineren Gruppen und mit vorheriger Anmeldung. Egal! Hauptsache die Junge OBA ist am Start – oder taucht ab. Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene ab 16 Jahren.

Kontakt:

Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V.
Fachdienst Offene Behindertenarbeit
Plato-Wild-Straße 37
93053 Regensburg
www.caritas-regensburg.de/oba 

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