"Wir müssen miteinander sprechen"

26.02.2022


"Wir müssen miteinander sprechen"

Unmaskiert – Die Caritas zeigt Gesicht: In dieser Serie legen Mitarbeitende die Masken ab und erzählen von ihrer Arbeit bei der Caritas. Heute spricht Josip Smoljo, langjähriger Leiter des Referats für Migration und Integration und seit kurzem im Ruhestand:

Josip Smoljo hat fast 25 Jahre bei der Caritas Regensburg Migrantinnen und Migranten beraten. Foto: Schophoff
"Regensburg ist eine Stadt der Einwanderer. Ein Drittel der Einwohner sind Menschen, die selbst oder deren Eltern einst fremd waren."
Josip Smoljo, ehemaliger Leiter des Referats Migration und Integration

„Ich bin in einem Dorf im Süden Kroatiens geboren, mein Vater ist früh gestorben, meine Mutter war allein mit uns sieben Kindern. In Deutschland lebte ein Onkel von mir. Ich besuchte ihn im Sommer. In der Nacht, in der ich entschied zu bleiben, lag ich schweißgebadet im Bett. Ich war 24 Jahre alt. Entschied ich richtig?

Heute, mehr als vierzig Jahre später, weiß ich, dass es richtig war. Ich absolvierte zunächst in Frankfurt ein Magisterstudium in Theologie und Philosophie, später studierte ich berufsbegleitend Diplom-Sozialpädagogik. Ich habe mehr als drei Jahrzehnte lang Migranten und Migrantinnen beraten, 23 Jahre davon bei der Caritas Regensburg. Das hat mich erfüllt. Ich hatte nie das Gefühl, ‚jetzt muss ich zur Arbeit gehen‘.

"Ticken wir nicht alle gleich? Wir möchten akzeptiert und angenommen werden."
Josip Smoljo, ehemaliger Leiter des Referats Migration und Integration

In der Beratung unterstützen wir Menschen beim Ankommen, wir helfen ihnen, im Leben weiterzukommen. Sie brauchen oft nicht viel. Manchmal genügt eine Information, ein Formular oder etwas Hilfe beim Übersetzen. Ich werde oft gefragt, ob mir meine eigene Geschichte geholfen hat, Zuwanderer zu beraten. Sie spielt dabei keine Rolle.  Ticken wir nicht alle gleich? Wir möchten akzeptiert und angenommen werden.

Wir waren anfangs zu dritt in der Beratungsstelle, heute hat das Referat für Migration und Integration 13 Mitarbeitende. Damals hieß es noch Beratung für ausländische Mitbürger und war streng nach Nationen getrennt. Ich war für Menschen aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens zuständig. Als ich 2008 die Leitung der Beratungsstelle übernahm, beendete ich als erstes diese Trennung nach Nationen. Wir haben einen Dienst für alle Menschen, unabhängig woher sie kommen.

Als ich 1999 nach Regensburg kam, hatte ich den Eindruck, dass die Leute gern unter sich sind. Doch Regensburg ist eine Stadt der Einwanderer. Ein Drittel der Einwohner sind Menschen, die selbst oder deren Eltern einst fremd waren. Viele kamen als Gastarbeiter aus Italien oder der Türkei, als Kriegsflüchtlinge aus Vietnam, als Aussiedler der ehemaligen Sowjetunion oder auf der Flucht vor dem Krieg auf dem Balkan.

Krisen im Nahen Osten und in vielen Ländern Afrikas konfrontierten Regensburg genau wie andere deutsche Städte seit dem Jahr 2015 mit einer Zuwanderung neuer Größenordnung. Plötzlich standen Busse mit Geflüchteten da. Das hat manche irritiert. Aber Regensburg hat sich geöffnet und viele gute Erfahrungen mit dem Thema Fremdsein und Annähern gesammelt.

Das Zusammenleben gelingt nur, wenn wir miteinander sprechen. Vorurteile lassen sich nur abbauen, wenn wir aufeinander zugehen. Aus Kontakten entsteht alles: ein Rat, eine Arbeitsstelle, eine Freundschaft, eine Beziehung. Wenn wir nicht aufeinander zugehen, wird es schwierig. So entstehen Parallelgesellschaften. Und das wollen wir nicht.“

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