Wo Gemeinschaft Not lindert

04.12.2022


Wo Gemeinschaft Not lindert

An den Adventssonntagen veröffentlichen wir spirituelle Impulse von Gastautoren. Heute schreibt Dekan Roman Gerl:

Zwei Kerzen leuchten zum zweiten Advent. (Symbolbild; Foto: Thiemann/unsplash)
"Ein Offenes Ohr und ein Offener Tisch können so manche Not lindern."
Dekan Roman Gerl

Am Christkönigssonntag war es wieder soweit: Die Kolpingsfamilie von St. Emmeram spielte für die von Armut betroffenen Menschen der Stadt Regensburg, die regelmäßig am Offenen Tisch der Innenstadtseelsorge teilnehmen, ein Theaterstück im Pfarrheim von St. Emmeram. Die Spielschar brachte den lustigen Dreiakter „Ehefrau wider Willen“ auf die Bühne. Es war faszinierend anzusehen, wie entspannt und fröhlich die Besucherinnen und Besucher, deren Lebensumstände aufgrund komplexer Widrigkeiten keinen Grund zur Freude böten, in das Lustspiel eintauchten und zwei unbeschwerte Stunde erlebten. 

Das Ineinandergreifen der vielen Krisen verschlechtert vor allem bei armen Menschen den bescheidenen Lebensstandard noch einmal deutlich. In einem persönlichen Gespräch während der Theaterpause erzählte mir ein Teilnehmer von seinen Existenzängsten und der großen Unsicherheit angesichts der düsteren Zukunftsprognosen. Eine andere Teilnehmerin, die mir kürzlich nach dem Sonntagsgottesdienst ihre lebensbedrohliche Krebsdiagnose mitteilte und mich darum bat, die wunderbare Muttergottes-Medaille zu segnen, fragte ich nach ihrem momentanen Befinden. „Ich vertraue ganz fest auf die Hilfe der Muttergottes“, sagte sie und sie hofft auf eine gute Therapie. 

Dabei wird mir wieder einmal neu bewusst, wie sehr sich im Leben der Menschen Freude und Leid miteinander verbünden.

"Möge Gott in Ihrem und meinem Leben erfahrbar werden: Dann können wir voll Zuversicht gemeinsam Weihnachten feiern!"
Dekan Roman Gerl

Die Gemeinschaft, die wir durch den Offenen Tisch regelmäßig stiften wollen, möge uns allen dabei helfen, uns als Weggemeinschaft zu erfahren und das Bewusstsein zu schärfen, dass wir alle aufeinander angewiesen sind und uns gegenseitig beistehen sollten. Ein Offenes Ohr und ein Offener Tisch können so manche Not lindern. Dann kommt mir auch noch in den Sinn, dass Jesus genau diese Weggemeinschaft mit den Menschen gesucht hat und immer wieder neu in unserer Zeit sucht. 

Für diese ganz einfache Sicht des Glaubens und Gottvertrauens bin ich sehr dankbar, weil sie mir dabei hilft, die Unzulänglichkeiten des eigenen Lebens, sowie meine eigene Begrenztheit besser anzunehmen und meine Sorgen, aber auch meine Freuden mit Jesus – meinem Weggefährten – und meinen Mitmenschen zu teilen. 

Ich bin der festen Überzeugung, wenn es uns gelingt, Nächstenliebe nicht nur in schöne Worte zu kleiden, sondern konkret im täglichen Miteinander erfahrbar zu machen, kann auch Gott besser erfahren werden. Der Mensch ist das Medium der Frohen Botschaft und des göttlichen Geheimnisses in dieser Welt. 

Ich wünsche Ihnen eine gute und besinnliche Adventszeit. Möge Gott in Ihrem und meinem Leben erfahrbar werden: Dann können wir voll Zuversicht gemeinsam Weihnachten feiern!

Dekan und Innenstadtseelsorger Roman Gerl: Seit 2015 leitet er die Regensburger Dompfarreiengemeinschaft St. Emmeram – St. Ulrich, zudem ist er Dekan des Dekanats Regensburg. (Foto: Gerl)


Öffnen Sie auch heute ein Türchen das caritasGROW-Adventskalenders!

Besuchen Sie uns auf unseren
Social Media Kanälen:

Caritasverband für
die Diözese Regensburg e.V.
Von-der-Tann-Straße 7
93047 Regensburg

T +49 941 502 10
F +49 941 502 11 25
info@caritas-regensburg.de
www.caritas-regensburg.de