Zu Hause sterben dürfen – unser Auftrag

20.11.2022


Zu Hause sterben dürfen – unser Auftrag

Sterben gehört zum Leben, es ist ein untrennbarer Teil davon. Immer mehr Menschen sterben mittlerweile im Krankenhaus oder im Pflegeheim – obwohl sich viele Menschen wünschen, zu Hause sterben zu dürfen. Hier hilft die Caritas.

Die Pusteblume als Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens. (Foto: unsplash.com)

„Das Sterben eines Menschen bleibt als wichtige Erinnerung zurück bei denen, die weiterleben“, sagte einst Cecily Saunders (1918 – 2005), englische Krankenschwester und Begründerin der Hospizbewegung und von Palliative Care. Doch warum sterben immer mehr Menschen stationär, obwohl sie sich wünschen, zu Hause Abschied zu nehmen? „Gründe hierfür sind mitunter die schlechte Erreichbarkeit des Hausarztes nachts und am Wochenende sowie die Überforderung der An- und Zugehörigen, wenn es zu einem Notfall wie beispielsweise einer Atemnot oder einer Blutung kommt“, sagt Anita Kerscher, Leitung der Fachstelle Hospizarbeit und Palliative Care. „Auch die Angst der Betreuenden, etwas falsch zu machen oder nicht adäquat oder zu spät zu reagieren, spielt oft eine Rolle, wo der Sterbende seine letzten Tage und Stunden verbringt.“ Hier versucht die Caritas, gegenzusteuern und Betreuenden sowie Angehörigen Hilfestellungen zu geben.

Margit Olbrich beispielsweise, verantwortliche Pflegefachkraft des Caritas Pflegedienstes in Eggenfelden und Palliativfachkraft, ist es ein Herzensanliegen, den Wunsch zu Hause sterben zu dürfen, zu erfüllen. Sie und Ihre Pflegefachkräfte absolvieren jährlich zehn Fortbildungsstunden zum Thema „Symptomkontrolle“, damit sie ihr Fachwissen erweitern und die ihnen anvertrauten Menschen qualitativ sehr gut versorgen können.

In die ambulante pflegerische Versorgung fließen Elemente aus der Aromapflege oder aus der Basalen Stimulation ein; immer vorausgesetzt, dass der Betroffene einverstanden ist und es als wohltuend empfindet. Die An- und Zugehörigen werden in einfachen Tätigkeiten angeleitet und beraten. Durch ständige Gesprächsbereitschaft und durch die 24-Stunden-Erreichbarkeit des Pflegedienstes wird versucht, Sicherheit und Stabilität zu schaffen. Das Angebot des gemeinsamen Gebetes oder das Singen eines Lieblingsliedes gehört ebenfalls zum Angebot des Pflegedienstes und wird sehr gerne angenommen. Auf Wunsch der betroffenen Menschen wird der Kontakt zu den örtlichen Seelsorgern hergestellt.

Wenn es vor Ort erforderlich ist, werden ausgebildete ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen in die Familie geholt, um diese zu entlasten und Zeit zu schenken. Erfordert das Krankheitsbild des Menschen neben der hausärztlichen Betreuung eine spezialisierte palliative Betreuung, wird der Kontakt zu einem professionellen Fachdienst aufgenommen. Das geschieht alles in Zusammenarbeit und Absprache mit dem Pflegedienst vor Ort. So konnten in den letzten Jahren viele Betroffene mit Unterstützung des Pflegedienstes und des Palliativnetzwerkes zu Hause im Kreise der An- und Zugehörigen versterben.

Die Notfalltasche für ambulante Palliativfachkräfte, finanziert durch den Hospizfonds. (Foto: Kerscher)

Über den Hospizfonds des Bistums war es außerdem möglich, für die Palliativbesuche zu Hause eine Palliativtasche für die Caritas-Pflegedienste anzuschaffen. Die Grundausstattung besteht aus einem Bronzekreuz, einem Buch mit Gebeten und Segensfeiern im Umfeld des Sterbens, Handschmeichler aus Olivenholz und Materialien zur Aromapflege. Anita Kerscher, Leitung der Fachstelle Hospizarbeit und Palliative Care und Geschäftsführerin des Hospizfonds, möchte mit der Palliativtasche die Palliativfachkräfte in den Pflegediensten in ihrer Arbeit am Menschen unterstützen und unnötige Zeit durch Suchen von geeigneten und notwendigen Hilfsmitteln einsparen.

Abschied nehmen - eine Handreichung für Angehörige vom Caritasverband Regensburg. Die Broschüre wird bundesweit angefragt. (Foto: Schophoff)

Eine Broschüre, die in der Notfalltasche steckt, die aber auch bundesweit von Einrichtungen und Privatpersonen angefragt wird, heißt „Abschied nehmen – eine Handreichung für Angehörige“. Wir veröffentlichen hier zum Totensonntag einen Textauszug:

Hilflos und unsicher

Es ist nicht leicht, am Bett eines sterbenden Menschen auszuhalten. Wie in jeder Situation, die man zum ersten Mal erlebt, fühlt man sich unsicher. Sie fragen sich: „Was kann ich denn tun?“ Gewiss spüren Sie ein starkes Gefühl der Hilflosigkeit. Denn Sie werden – egal, was Sie tun – das Sterben Ihres Angehörigen nicht aufhalten können. Eine solche Unsicherheit und Hilflosigkeit im Umgang mit Ihrem sterbenden Angehörigen ist normal. Niemand ist „Spezialist“ im Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod. Lassen Sie diese Gefühle zu! Sie werden nach dem schmerzhaften Verlust dieses lieben Menschen weiterleben! Deshalb ist es wichtig, die gemeinsame Zeit so intensiv wie möglich mitzuerleben, auch wenn Sie am liebsten vor dem, was kommt, davonlaufen würden. Abschied nehmen und Loslassen ist die erste „Stufe“ der Trauerarbeit.

(…)

Am Totenbett

Viele Menschen scheuen die Nähe und den Anblick eines Sterbende, gerade wenn es ein Vertrauter ist. Das ist verständlich. Und doch: Machen Sie sich jetzt schon mit diesem Gedanken vertraut. Der Moment des Sterbens kommt vielleicht plötzlich. Nehmen Sie sich vor, gerade dann genau hinzusehen! Lassen Sie sich von niemandem, weder vom Bestatter noch von anderen Angehörigen zu etwas drängen. Nehmen Sie sich Zeit für den Abschied.

Überlegen Sie schon jetzt, was für Sie und die anderen Nahestehenden der richtige Rahmen für den endgültigen Abschied sein wird. Wahrscheinlich hat auch Ihr sterbender Angehöriger seine Wünsche geäußert. Hören Sie seine Vorstellungen und Wünsche und geben Sie ihm die beruhigende Gewissheit, dass sein Wille nach Möglichkeit erfüllt wird.

Aus: Abschied nehmen – eine Handreichung für Angehörige. S. 7- 8. Herausgeber: Caritasverband Regensburg.

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